Branchenblick

Serandipians: Von Marbella ins Metaverse

Eine echte Konferenz mit mehr als 600 Teilnehmern – das war lange Utopie. Doch mit dem langsamen Abflauen der Pandemie haben sich die Serandipians by Traveller Made zur Essence of Luxury Travel Conference in Marbella treffen können, zu der CEO Quentin Desurmont eingeladen hat. Neben großer Wiedersehensfreude gab es einen Blick über den Tellerrand, Infos zum Status Quo des Luxussegments und funkelnde Awards.

von Cathrin Lührs

Hand aufs Herz: Sie haben doch auch Wünsche, oder? Dann geht es Ihnen ganz genauso wie den Ultra High Net Worth Individuals (UHNW), den reichsten Menschen der Welt – von denen es 2021 insgesamt 295.450 gab, ein Plus von 14.780 im Vergleich zum Vorjahr. Gemeinsam ist ihnen, dass sie über ein Vermögen von mindestens 30 Millionen US-Dollar verfügen. Zehn dieser Superreichen haben sogar über mehr als 100 Milliarden US-Dollar und sind sozusagen die Spitze des Luxus-Eisbergs. Im Vorjahr waren es gerade mal vier Personen, die über eine solche Menge an Geld verfügten, wie Consultant Winston Chesterfield von Barton aufzeigte. Wo? Natürlich auf der Essence of Luxury Travel Conference von Serandipians, die unter dem Motto "Meta Desire" in Marbella stattfand.

Man könnte also glauben, dass die UHNW keine unerfüllten Wünsche mehr haben, aber das ist weit gefehlt. Denn selbst unter den Ultra-Reichen gibt es Verlangen, das durch verschiedene Faktoren getriggert wird. Dazu gehören unter anderem Neid auf etwas, das jemand anderes besitzt, oder einfach die Lust daran etwas zu besitzen – und das am besten auch vor allen anderen. Jean-Noël Kapferer, Forscher und Speaker auf der Konferenz, ist außerdem davon überzeugt, dass jeder den Wünschen anderer nacheifert, frei nach dem Motto "We desire the desire of others". Hier steckt wichtiger Input für die Luxus-Reisebranche drin. Denn Kapferer sagt auch, dass Luxus das Verlangen danach ist, auf eine höhere Stufe gestellt zu werden. Und: Er ist überzeugt, dass Luxusgüter keinen spezifischen Zweck haben. Ihre einzige Aufgabe sei es, Träume zu erfüllen. Auftritt Travel Designer! Wer hier ansetzt und seine eigene Marke geschickt und nicht zu günstig zu verkaufen weiß, hat sehr gute Karten. Experte Kapferer ist nämlich überzeugt: " Träume müssen einen Preis haben und sie dürfen, wie auch Luxusgüter, nicht unbegrenzt verfügbar sein." Denn dann wäre das Verlangen nach ihnen nicht so groß.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Anne-Flore Maman Larauffie, die sich in zwei Studien der Frage gewidmet hat, was "Desirability" im Bereich der Luxusreisen meint. Zugrundegelegt hat sie unter anderem 32 Storys von Serandipians-Mitgliedern, die 2020 erhoben wurden. Ein Ergebnis ihrer Untersuchungen ist, dass etwas nur Verlangen hervorruft, solange es unerreichbar ist. Auf die Luxus-Reisebranche übertragen bedeutet das laut Larauffie, dass es auf das sogenannte Brand Storytelling ankommt. Denn wer seine Brand Awareness clever einsetzt, kann punkten. Die Wissenschaftlerin sieht Verlangen in der Luxus-Reisebranche als Art of Seduction an. Soll heißen: Reiseverkäufer, die durch ihr Storytelling Wünsche und Sehnsüchte heraufbeschwören, können erstklassige Buchungen generieren.

Diese Erkenntnisse werden wohl noch eine ganze Weile eine gute Leitlinie sein. Die Essence of Luxury Travel Conference hat es sich aber auch zur Aufgabe gemacht, den Travel Designern den Blick in eine andere, doch sehr futuristisch anmutende Welt zu ermöglichen. Vorhang auf für NFT und Metaverse? Falls Ihnen das nichts sagt – keine Sorge. Zwei Drittel der Konferenz-Teilnehmer waren ebenfalls Neulinge auf dem Gebiet der Non-fungible Tokens (NFT) und der Metaverses. Dank des unterhaltsamen Vortrags von Katja Graisse (Balistik Art) wissen nun alle, dass man im Internet Dinge (NFT) zu horrenden Preise kaufen, diese aber niemals anfassen kann. Oder in virtuellen Umgebungen, den Metaverses, Grundstücke erwerben und Gebäude bauen kann. Gegen eine entsprechende utopische Summe, versteht sich. Vielleicht macht sich dort eines Tages auch eine Reise-Boutique richtig gut. Aktuell sind es jedoch vor allem Luxus-Labels wie Dior, Gucci und Versace, die dort guten Umsatz mit fiktiven Kleidungsstücken machen.

Aber eine Konferenz ist keine Gute, wenn nicht auch mal angestoßen wird. In Marbella haben die Serandipians das selbstverständlich auch gemacht – und zwar auf die Serandipians Awards, die in 17 Kategorien vergeben wurden. Travel Designer, Hoteliers und DMC-Partner aus der ganzen Welt wurden ausgezeichnet, weil sie "The Most Creative Designer" sind oder über das beste "Destination Knowledge" verfügen. Auch in den deutschsprachigen Raum ging eine der schicken goldenen Trophäen: George Mueller von Cosa Travel aus Zürich wurde als "Most Thorough Designer voted by DMC Partners" ausgezeichnet.

Falls das bei Ihnen jetzt das Verlangen ausgelöst hat, selbst solch einen Award zu erhalten, dann los! Wer sich ins Zeug legt, gehört vielleicht schon im kommenden Jahr zu den Nominierten. Falls nicht, gibt es ein weiteres Thema im Serandipians-Universum, das Aufmerksamkeit verdient: Pristine Mood. Hinter diesem Name verbirgt sich eine großangelegte Corporate-Social-Responsibilty-Offensive (CSR) des Netzwerks, das laut CEO Quentin Desurmont dank der 488 Mitgliedern aus 70 Ländern längst nicht mehr ein europäisches ist. Pristine Mood ist als ein mehrstufiges Programm angelegt, das einen Fokus auf Umweltaspekte legt. Aktuell können sich die Serandipians-Partner bereits dafür registrieren. Ziel ist es unter anderem, die Mitglieder zu schulen, ein Bewusstsein für CSR zu schaffen und Möglichkeiten zu finden, mehr Nachhaltigkeit in das eigene Unternehmen zu bringen.

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