Ausprobiert: Oceania Allura, Oceania Cruises


Mit der Oceania Allura ist das zweite und letzte Schiff der Allura-Klasse ab sofort auf den Weltmeeren unterwegs. Mit einer Länge von 246 Metern bringt sie geballte Eleganz aufs Wasser und brüstet sich – wie auch schon ihre Vorgängerinnen – mit dem Claim, die feinste Küche auf See zu haben. Stimmt das auch? Und gibt es Unterschiede zum Schwesterschiff Vista? LuxusInsider war bei der Preview-Reise von Genua nach Triest an Bord und hat die Oceania Allura unter die Lupe genommen. Ein Erlebnisbericht von LuxusInsider Senior Editor Cathrin Lührs

Das Schiff

Eines kann man an Bord der Oceania Allura sofort: sich wohlfühlen. Das optische Design ist sehr elegant, im Vordergrund stehen an vielen Stellen leicht goldene Töne im Mix mit erdigen Farben und hellen Nuancen. In den Staterooms und Suiten hat sich auch der eine oder andere Blauton untergemischt. Hello, Stil! Die Allura ist zudem mit jeder Menge Kunst gespickt, die einen Rundgang übers Schiff zu einem Augenschmaus macht.

Auch zurecht findet man sich leicht, alles auf der Allura ist gut angeordnet und auf elf Decks verteilt. Platz finden 1.200 Passagiere – 50 weniger als auf den Vorgängerschiffen Riviera und Marina. Hinzu kommen 800 Crew-Mitglieder, was einer Crew-to-Guest-Ratio von 1,5:1 entspricht. Das Kreuzfahrtschiff misst 68.000 Bruttoregistertonnen. Die nächste Generation Schiff, die Sonata-Klasse, ist bereits im Bau. Bleibt abzuwarten, was diese in Sachen Antrieb mit sich bringt.

Die Kabinen

Die elf French-Veranda-Kabinen (27 Quadratmeter) ohne Außenbereich sind die Einstiegskategorie. Wie auch die 174 Veranda-Kabinen bieten sie ausreichend Wohnraum, jedoch nur begrenzte Schrank-Kapazität. Mit dieser brilliert die Kategorie Penthouse Suite ( 41 Quadratmeter), die ich bewohnen darf, in Sachen Möglichkeiten zum Aufhängen und Kleiderbügel. Dafür gibt's hier Abzüge in der B-Note, denn vier winzige und schmale Schubladen reichen nicht für zwei Personen und eine ganze Kreuzfahrt. Gut zu wissen: An Bord gibt es 123 Penthouse Suiten.

Ansonsten punktet die Penthouse Suite mit coolen Features: Ab dieser Kategorie kommt man in den Genuss des Butler-Services, darf sich Essen aus den Spezialitäten-Restaurants Gang für Gang in der Suite servieren lassen, kann den Wäsche-Service nutzen und hat Zutritt zur Executive-Lounge auf dem Gang, in der es Snacks und Getränke gibt. Doch etwas fehlt: die Nespresso-Maschine, die man auf diesem Kabinen-Level schon erwarten dürfte. Pluspunkte gibt es dafür wieder für den praktischen Doppelwaschtisch und die vielen Abstellflächen- und Schubladen im Bad.

Alle Kabinen-Kategorien, von denen es immerhin acht gibt, eint übrigens das mega-bequeme Bett, für das die Matratzen extra für jede Generation der Oceania-Schiffe weiterentwickelt werden. Über den Penthouse Suiten gibt es noch die Oceania Suite (Foto, 93 bis 111 Quadratmeter, 14 Stück), die Vista Suite (135 bis 172 Quadratmeter, acht Stück) sowie die drei Owner's Suites. Sie messen 204 bis 223 Quadratmeter und sind im Ralf-Lauren-Design ausgestattet. Kleines Manko: Keine der Kategorien bietet einen Jacuzzi oder privaten Pool.

Die Kulinarik

Hier hat Oceania Cruises die Latte seeehr hoch gehängt. Denn wer behauptet, die feinste Küche auf See zu haben, der muss auch liefern. Und das tut Oceania auf der Allura auch – in den allermeisten Fällen jedenfalls. Das französische Spezialitäten-Restaurant Jacques performt perfekt und beeindruckt verwöhnte Gaumen – sowohl auf dem Teller als auch im Glas. Zwei der drei weiteren Spezialitäten-Restaurants kann ich leider nicht testen, weil es auf meiner Reise keine Reservierungen dafür gibt. Das hochgelobte asiatische Red Ginger, in dem neuerdings die peruanisch inspirierte Nikkei-Küche Einzug gehalten hat, will ich mir allerdings nicht entgehen lassen und nutze kurzerhand den Room-Service. Was soll ich sagen: Satt und glücklich dank des hervorragenden Essens falle ich abends ins Bett.

Mein Highlight ist das Frühstück im Wellness-Restaurant Aquamar Kitchen, das erstmals auf der Vista eingeführt wurde. Der Erfolg ist so groß, dass auch ältere Schiffe bei Werftaufenthalten damit ausgerüstet werden sollen. Durchwachsenes Feedback erntet das Hauptrestaurant Grand Dining Room. Schlechtes Essen wird dort keinesfalls serviert, manchmal könnte es jedoch etwas mehr Pfiff sein. Ach ja: Auch auf die vorher abgefragten Unverträglichkeiten dürften die Service-Mitarbeiter gern Rücksicht nehmen. Das hat in meinem Fall außer im Jacques nirgendwo geklappt.

Eine Eins mit vielen Sternchen bekommt jedoch der sensationelle Brunch (Foto), der auf Reisen über 14 Tage an einem Seetag-Sonntag im Grand Dining Room stattfindet. Wer vorher noch kein Feinschmecker war, wird den Brunch als einer verlassen. Oceania Cruises lässt sich dabei nicht lumpen und fährt alle erdenklichen Kostbarkeiten von Königskrabben über Austern und Kaviar auf – allein zwei Kilo von letzterem wurden auf meiner Reise weggemampft.

Die Bars

Wer das Premium-Getränke-Paket gewählt hat, braucht sich keine Gedanken machen, das wievielte Glas Bubbles es gerade ist. Oder darf es lieber ein Signature-Cocktail sein? Gäste die gern hübsch angerichtete Cocktails mit Nebel, Magie und besonderem Whiskey, Rum & Co. mögen, sind in der Founders Bar vorm Casino bestens aufgehoben. Kleiner Minuspunkt: Abseits der eigentlichen Bar lässt das Ambiente Gemütlichkeit und Stil vermissen, alles wirkt etwas langweilig.

Horizons (Foto) dagegen hat einen einladenden Charme: Tagsüber fungiert sie als Observation Lounge mit 1-A-Meerblick, um 16 Uhr wird formvollendet der Afternoon Tea serviert und abends gibt es Live-Musik. Die dritte im Bunde ist Martinis, eine elegante Bar mit Flügel und spannender Cocktail-Karte. Die Sitzecken sind gemütlich und das Flair sorgt dafür, dass man schnell mal länger sitzen bleibt als man eigentlich wollte...

Gut zu wissen: An Bord der Allura werden regelmäßig Mixology Experiences angeboten. Dazu zählt etwa die Moët & Chandon Champagne Experience, bei der im Privée drei seltene Vintage-Champagner serviert werden. Die Dom Perignon Experience wiederum enthält zusätzlich noch ein Sechs-Gänge-Menü. Auch spezielle Menüs mit Wine Pairing sind dort buchbar, darunter der neue Gerard Bertrand Wine Pairing Luncheon .

Die Unterschiede

Allura und Vista, die ungleichen Schwestern: Obwohl die beiden Schiffe der gleichen Klasse entspringen, haben sich die Verantwortlichen bei Oceania an Bord der Allura für einige Veränderungen entschieden. Die offensichtlichste ist die Einführung der Crêperie (Foto) auf Deck 14, gleich neben der Kaffee-Bar Baristas. In der Crêperie bekommen die Gäste tagsüber leckere Süßspeisen von Crêpe Suzette bis hin zur mit Eis und Früchten gefüllten Bubble Waffle.

Den Platz der Crêperie hat an Bord der Vista die Library inne, die auf der Allura nun kurz vor der Bar Horizons zu finden ist. Und auch in Sachen Spezialitäten-Restaurants hat die Allura einen Unterschied zu bieten: Während auf der Vista das auf anderen Schiffen der Flotte beliebte französische Jaques durch das neue Ember mit amerikanischen Klassikern ersetzt wurde, ist Jaques auf der Allura wieder vorhanden. Die Gäste haben so eindeutiges Feedback gegeben, dass es auch auf der Vista ab Oktober wieder zu finden ist.

Bisher ist die Allura zudem das einzige Schiff der Flotte, auf dem die zwölf neuen Nikkei-Gerichte des Red Ginger serviert werden. Im Grand Dining Room sind laut Oceania Cruises außerdem 270 neue Gerichte und Rezepte eingezogen.

Das Spa

Die Wellness-Oase Aquamar Spa hat ein Highlight parat: Die Aquamar Spa Terrace (Foto), nur zugänglich für Gäste, die mindestens eine Kabine mit Concierge-Level gebucht haben. Der Außenbereich des Aquamar Spas liegt im vorderen Schiffsbereich auf Deck 15. Dort gibt es einen großen Thalasso-Pool, zwei Whirlpools und verschiedene Liege-Optionen.

Das Spa selbst ist mit einem Ruheraum, mehreren Treatment Rooms, getrennten Changing Rooms mit Sauna, Steam Room und Erlebnis-Dusche ausgestattet. Ziemlich cool ist die besondere Liege für die Zero Gravity Massage, die ich testen durfte. Dabei liegt man nicht nur auf Bauch oder Rücken, sondern wird immer mal wieder "gefaltet". Die Liege, die übrigens auch ein Wärmebett (aaaaangenehm!) ist, kann an verschiedenen Stellen geknickt werden. Das führt dazu dass man auch mal im Sitzen massiert wird oder der Kopf tiefer als der Körper liegt. Klingt ungewöhnlich, waren aber äußerst angenehme 75 Minuten.

Weniger schön sind zum einem die doch recht hohen Preise für Anwendungen. Besonders ärgerlich ist es jedoch, wenn die Massage bei der Unterschrift für die Rechnung plötzlich 70 US-Dollar mehr kostet, als auf dem sich in meiner Handtasche befindlichen Spa-Menü steht. Auf meinen Hinweis, dass dort "nur" 229 US-Dollar stehen würden wurde mir freundlich mitgeteilt, dass das ein Fehler sei. Es würde trotzdem 299 US-Dollar kosten. Seriously?!? Am Ende hatte der Gast dann doch recht bekommen. Bitte abändern!

Die Ausflüge

Bei Oceania Cruises sind Ausflüge nicht im Reisepreis enthalten. Diese Tatsache gehört zum Prinzip von Luxury of Choice, mit dem die Kreuzfahrtmarke ihren Gäste die Möglichkeit geben möchte selbst zu entscheiden, was sie auf ihrer Reise benötigen. Mein zuvor gebuchter und bestätigter Ausflug "How it's Built" in Split wurde leider bereits an Reisetag 1 abgesagt. Dafür gab es noch ein paar andere Optionen, etwa eine Tuktuk-Tour durch Split.

Maximal vier Personen passen in eins der Elektro-Gefährte, die überraschend rasant durch die kleine kroatische Stadt rauschen. Vom Guide gibt es immer wieder interessante Infos und bei der kurzen Tour durch die frühmorgens noch menschenleere Altstadt sehe ich den Diokletian-Palast immerhin noch von außen. Nach einem Stopp auf einem Aussichtshügel, von dem aus man einen großartigen Blick auf den Hafen und die Allura hat, ist die Tour nach nicht mal zwei Stunden auch schon zu Ende. Ich bleibe noch in der Altstadt, die Tuktuks holen die nächste Runde Gäste vom Schiff ab. Luxus-Level: eher mittel.

Sinneseindrücke

So fühlt sich der Aufenthalt an

Wolkenweich

Wer hier nicht gut schläft, hat selbst Schuld! Die Matratzen sind extra für die Allura angefertigt. Auch auf den Teppichen schwebt man.

Meditativ

Der Sound der sanften Wellen, durch die sich das Schiff durchs Mittelmeer schiebt, ist sehr entspannend. Kann man den mitnehmen?

Exklusiv

Hat man durch die Kabinen-Kategorie Zugang zur Spa-Terrasse am Bug, ist das ein Jackpot. Aus dem Whirlpool blickt man direkt aufs Meer.

Musikalisch

Ab dem Nachmittag gibt es an vielen Orten was auf die Ohren: Piano-Klänge, Gitarren-Sound oder eine coole Show? Alles möglich!

Die öffentlichen Bereiche

Wer seinen Horizont an Bord der Allura erweitern möchte, hat dazu jede Menge Gelegenheiten. Im Mittelpunkt stehen die kulinarischen Teilnahme-Möglichkeiten für Gäste. Chef Kathryn Kelly sorgt im The Chef's Studio für Inspirations Sessions, bei denen sie Tipps und Tricks zu bestimmten Themen gibt. Im Culinary Center dagegen dürfen die Gäste selbst die Kochlöffel schwingen – unter der Anleitung von Chef Kathryn, versteht sich.

Ein weiteres Herzensprojekt von Oceania ist das Lync Digital Center, ausgerüstet mit zahlreichen iPads, um den Gästen Themen wie Handy-Fotografie oder Social Media näher zu bringen. Wer lieber malt, kann sich im Artist Loft verausgaben. Oder doch lieber shoppen? Die Boutiqen sind auf Deck 5 zu finden.

Auf Deck 12 liegt der Pool, umringt von Liegen, Chaise Lounges und zwei Whirlpools. Auf der Vorabfahrt waren nur knapp 700 Gäste an Bord, zeitweilig war das Pooldeck samt der Galerie auf Deck 14 gut gefüllt. Der Außenbereich dürfte demnach gern etwas üppiger mit mehr Sitzgelegenheiten daher kommen. Einen Pluspunkt bekommt das Deck aber für die hübsche Kunstholz-Verkleidung, die das ganze Ambiente viel stilvoller macht. Und: leicht erreichbar sind die Waves Bar, der Waves Grill sowie Baristas und die Crêperie.

Die Allura wartet auch mit einem Sports-Deck auf (Deck 16), auf dem unter anderem Paddle Tennis, Pickle Ball und Minigolf angeboten werden. Auch Tischtennis ist auf hoher See möglich, und der Joggingpfad führt um den Schornstein.

Der Service

Für die allererste Reise mit Gästen ist da schon seeehr viel richtig gelaufen. Schon mal vorweg: Nicht ein Crew-Mitglied hat es versäumt, freundlich zu grüßen. Ich hatte Glück mit meinem aufmerksamen Butler Rahul, der mir unzählige Male die Türe zur Suite geöffnet hat, bevor ich überhaupt an meine Schlüsselkarte denken konnte. Als ich das In-Suite-Dining genutzt habe und sagte, ich möchte gern draußen essen, fand ich einen sehr liebevoll mit weißer Tischdecke eingedeckten Tisch auf dem Balkon vor.

Auch die bestellten Cannapées kamen jeweils pünktlichst am späten Nachmittag in die Suite. Ein paar Abstriche gibt es dennoch, zumindest bei meiner Reise. Zu den Annehmlichkeiten der Penthouse Suite gehört auch, dass der Butler auf Wunsch den Koffer aus- oder auch einpackt. Das wurde nicht angeboten. Ich habe selbst ausgepackt, ist ja auch kein Ding. Der Koffer blieb jedoch volle vier Tage im Weg stehen und wurde leider nicht verstaut. Da geht noch eine Nuance mehr!

In den meisten Restaurants wissen die Service-Kräfte absolut, was sie tun. Der Service im Jacques etwa war wirklich großartig, im Grand Dining Room ebenfalls. In den kleineren Food-Outlets und auch im Terrace Café gab es ein paar Glitches, aber auch das ist normal für eine Shake-Down-Cruise. Verwunderlich ist aber, dass es erstaunlich oft Schwierigkeiten mit Kaffee-Bestellungen gab. Statt Latte Macchiato kam des Öfteren der deutlich kleinere Espresso Macchiato, der Cappuccino war größer als der Latte, der erstaunlicherweise immer in der Tasse serviert wird. Selbst das Baristas macht da zumindest bei den heißen Variante keine Ausnahme. Dennoch: Alles keine Dramen, das Service-Level passt und wird sich sicher noch steigern!

What We Loved

✔ Das großartige Raumgefühl im Rezeptions-Bereich auf Deck 5 ✔ Die unterschiedlichen und doch harmonierenden Kunstwerke ✔ Die Freundlichkeit der Crew ✔ Die Tische ganz hinten im Heck im Grand Dining Room – View! ✔ Die Aquamar Spa Terrace – nochmals Viiiieeew! Und Ruhe! ✔ Der Fokus auf Weiterbildung der Gäste in den besten Jahren ✔ the fabulous cuisine with a local twist

Not So Much

✖ Die sehr mageren vegetarischen Speisekarten ✖ Das ziemlich einfache Geschirr in einigen Restaurants ✖ Das Fehlen einer Outdoor-Bar am Heck ✖ Die teils "unruhige" und partymäßige Musik am Pool ✖ Die Textur der Aquamar-Duschprodukte in der Suite ✖ Die zu wenigen Outdoor-Sitze abseits der Liegen

Fazit

Oceania Cruises sieht ihre mittlerweile Schiffe in der Kategorie Entry Luxury, nachdem sie viele Jahre als Premium-Produkte galten. Diesem Anspruch wird die Allura gerecht. Wer sie bucht, erhält ein sehr solides Produkt, dass sich ohne Weiteres mit anderen Kreuzfahrtmarken in diesem Segment messen kann und dabei ziemlich gut abschneidet. Zur Schwestermarke Regent Seven Seas Cruises, die im obersten Luxus-Segment mitspielt, ist verständlicherweise noch Luft – und das ist auch gut so. Norwegian Cruise Line Holdings, der Mutterkonzern von Oceania, Regent und auch NCL hat seine Marken gut voneinander abgegrenzt und bedient somit eine breite Zielgruppe. Dennoch merkt man, dass mit Jason Montague auf der neu geschaffenen Position Chief Luxury Officer eine edlere Ära für Oceania Cruises eingesetzt hat.

Kontakt für Reiseprofis: Maik A. Schlueter, Director Business Development

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