Ausprobiert: Waldorf Astoria New York


Den Freudenschrei haben Sie vermutlich im ganzen DACH-Raum gehört: Die Mutter aller Luxushotels ist wieder am Start, und der LuxusInsider ist das erste deutsche Medium, das hier übernachten darf – Famtrip sei Dank! Drei Jahre waren für die Renovierung des 94 Jahre alten Gebäudes ursprünglich geplant, rekordverdächtige acht sind es geworden. Vor drei Wochen hat das Waldorf Astoria New York nun endlich wieder eröffnet. Folgen Sie uns zur Site Inspection durch ein Haus, das mehr als einmal Geschichte geschrieben hat! Erlebnisbericht von LuxusInsider-Chefredakteurin Iris M. Köpke

LuxusInsider-Podcast mit Host Dominik Hoffmann

– live aus dem Waldorf Astoria New York

Das Hotel

Die Lage ist prestigeträchtig: Mitten im New Yorker Stadtteil Midtown, in der schicken Park Avenue und nur wenige Gehminuten von Rockefeller Center und Grand Central Station entfernt, befindet sich das Waldorf Astoria, das einen ganzen Block einnimmt. Klingt riesig, ist es auch – dementsprechend wird beim Platzangebot geklotzt: Aus einst 1.400 Zimmern sind nach der Renovierung 375 Zimmer und Suiten sowie 372 Residenzen geworden. Nach Angaben des Hotels hat man nun im Durchschnitt die größten Zimmer der Metropole. Während im Inneren also kaum ein Stein mehr dort ist, wo er einst war, ist außen alles so geblieben, wie die Kundschaft es kennt und liebt (und der Denkmalschutz es verlangt): wuchtige, eckige Art-déco-Architektur, güldene Lettern an der frisch geschrubbten Fassade und natürlich die legendäre Figur "Spirit of Achievement", die seit der Eröffnung 1931 alle begrüßt, die durch den Eingang in der Park Avenue kommen.

Die Geschichte

Alles begann mit zwei Cousins, die sich spinnefeind waren: dem wohlhabenden William Waldorf, der ein schickes Luxushotel an der 5th Avenue baute, und dem ungleich reicheren John Jacob Astor, der neidgetrieben sein dreimal so großes Edelhotel direkt daneben setzte. Findige Geschäftsleute überzeugten die beiden Streithähne schließlich, doch an einem Strang zu ziehen: 1897 war die Geburtsstunde des allerersten Waldorf Astoria, physisch verbunden durch einen neuen Übergang, in dem die eitlen Damen der New Yorker High Society auf und ab flanierten – und der alsbald den passenden Spitznamen "Peacock Alley" verpasst bekam. Sounds familiar? Richtig: Noch heute verfügt jedes der 34 Waldorf-Astoria-Häuser über eine Peacock Alley, meist in Form eines F&B Outlets.

1929 musste das Haus allerdings dem Empire State Building weichen und wurde an der Park Avenue, Ecke E 49th Street, komplett neu errichtet. Ab der glanzvollen Eröffnung 1931 gingen vor Ort die großen Namen ein und aus: Showstars wie Elvis und Marilyn Monroe ebenso wie die internationale Politprominenz. Unter dem Haus wurde mit dem Track 61 sogar eine eigene Bahn-Station angelegt, damit der im Rollstuhl sitzende US-Präsident Franklin D. Roosevelt direkt aus dem kugelsicheren Zugabteil ins Hotel gelangen konnte. Und auch das Haus selbst, das 1949 von Conrad Hilton erworben wurde, schrieb Geschichte: Hier fand die erste Met Gala statt, hier wurden der Waldorf Salad und das In-Room Dining erfunden und von hier aus traten die Eggs Benedict ihren Siegeszug um die Welt an. Zudem war das Waldorf Astoria New York das erste Hotel, in dem sämtliche Stockwerke elektrisches Licht und alle Zimmer ein Ensuite-Badezimmer erhielten.

Gut zu wissen: Aktuell sind nur drei Stockwerke geöffnet, vor allem an den Signature Suites wird noch gewerkelt. Bis September soll aber das gesamte Inventar des Hauses up and running sein. Das gilt auch für das Guerlain-Spa, das sein eigenes Stockwerk bekommt – mit satten 1.900 Quadratmetern.

Die Zimmer

Selbst in schicken Hotels in New York sind Zimmer manchmal kaum mehr als ein "Gang ums Bett". Umso erfrischender, dass das hier nicht der Fall ist. Ich bewohne eine 58 Quadratmeter große Junior Suite, die viertkleinste der insgesamt elf Zimmerkategorien. Hier könnte ich auch problemlos zu zweit längere Zeit residieren. Die erste Überraschung kommt gleich beim Eintreten: Auf dem Fernseher steht "Welcome IRIS", im Hintergrund laufen Eyecatcher-Fotos von New York durch. Toll gemacht! Ich fühle mich sofort wohl: hochwertige Materialien im zeitlos-klassischen Design, augenschmeichelnde Creme-, Mint- und Goldtöne und ein Badezimmer mit tiefer Wanne, die von hellgrauem Marmor eingefasst ist. Wer genau hinsieht, entdeckt zudem, dass Wasserhähne, Türgriffe, Handtuchhalter und selbst der Halter fürs Toilettenpapier mit Anspielungen auf die Art-déco-DNA des Hauses versehen sind. Und wo wir gerade beim Klopapier sind: Auf dessen ordentlich gefalteter Dreiecksspitze prangt der Wasserstempel des Hotels – so etwas habe ich lange nicht mehr gesehen! Nur eine Sache irritiert: Es ist partout kein Zahnputzbecher aufzufinden. Schließlich gebe ich mich damit zufrieden, aus der Minibar einen Whiskey-Tumbler zweckzuentfremden. Später erfahre ich den Grund: Sind "im Design nicht vorgesehen". Aha.

Die Kulinarik

Das Hotel hat drei F&B Outlets: das Kaiseki-Restaurant Yoshoku, die amerikanische Brasserie Lex Yard (Foto) und natürlich als Herzstück des Hauses die Lobby Bar Peacock Alley. Im Lex Yard wird das Frühstück serviert, und die perfekt gegarten Eggs Benedict mit Lauch und einem Hauch von Chiliflocken lohnen sich tatsächlich. Ihre Kunden sollten hier aber auch unbedingt einen Lunch oder ein Dinner einplanen: Executive Chef Michael Anthony ist ein Vorspeisen-Gott! Ob Waldorf Salad, Tomatensalat, hausgebeizte Forelle oder Auberginen-Häppchen – alles ist ein Gedicht aus feinsten Aromen.

Ein Erlebnis ganz eigener Art ist ein Besuch in der Peacock Alley Bar. Während man hier zum Cocktail seinen Waldorf Salad oder die Lobster Roll mampft, wird der Blick magisch angezogen von der berühmten Waldorf-Astoria-Uhr, die mitten im Raum steht. Der Zeitmesser war ein Geschenk Queen Victorias anlässlich der Weltausstellung 1893 in Chicago und wurde später von John Jacob Astor gekauft. Direkt daneben steht das restaurierte Steinway-Piano von Cole Porter aus dem Jahr 1907, auf dem der US-Komponist viele seiner Stücke schuf, während er im Waldorf Astoria wohnte.

Die öffentlichen Bereiche

Seien wir ehrlich: Wenn man nicht gerade eine MICE-Agentur ist, sind die Meetingräume bei einer Site Inspection meist der langweiligste Part. Hier aber ertönen ungläubige "Wow!"-Ausrufe, und selbst der coolste Agent staunt wie ein Kind unterm Tannenbaum. Dieser Grand Ballroom (Foto) – sensationell!!! Über drei Etagen zieht sich etwas, das aussieht wie eine kleine, silberne Version der Semperoper. Was diese Balustraden wohl schon alles erlebt haben… Bald werden es neue Storys sein. Noch sind Arbeiter emsig dabei, dem Raum den letzten Schliff zu verpassen, doch schon am 8. September steigt hier die erste große High-Society-Hochzeit seit der Wiedereröffnung.

Direkt vor dem Ballroom befindet sich der sogenannte Silver Corridor, der ebenfalls eine Augenweide ist: ein länglicher Spiegelsaal, der als Hommage an Versailles verstanden werden soll, mit historischen Kronleuchtern und Fahrstuhltüren aus dem Originalhotel von 1897 – letztere irrsinnig breit, damit die Damen mit den damals üblichen weit ausgestellten Röcken problemlos hineingehen konnten.

Und hatte ich schon das große Bodenmosaik nahe des Park-Avenue-Eingangs erwähnt? Dieses Hotel atmet Geschichte!

Sinneseindrücke

So fühlt sich der Aufenthalt an

Nostalgisch

Die öffentlichen Bereiche von Peacock Alley bis Grand Ballroom sind eine Zeitreise ins alte New York. Absolute Gänsehaut-Garantie!

Stylish

Die Team-Outfits des britischen Designers Nicholas Oakwell wurden allen Mitarbeitern auf den Leib geschneidert. Très chic!

Duftend

Vom Signature Scent "Fueguia 1833 – 301 Park Avenue" in der Lobby bis zur nach Mandarine duftenden Aesop-Bodylotion im Bad – mhm!

Großzügig

Ob Zimmer, Lobby-Bereich oder Restaurants: Nicht nur für New Yorker Verhältnisse gibt es hier überall unfassbar viel Platz.

Die Experiences

Um heutzutage bei Luxusgästen punkten zu können, muss man diese vor allem überraschen. Und das ist bei der verwöhnten, vielgereisten Klientel gar nicht mal so einfach – auch wenn das Waldorf Astoria es so aussehen lässt. Los geht’s am ersten Abend beim Hotelrundgang mit den Famtrip-Teilnehmern aus Europa und Brasilien. Dieser endet natürlich an der Waldorf-Astoria-Uhr und dem Cole-Porter-Piano. Frage in die Runde: Möchte jemand mal spielen? Nur ein schüchtern wirkender junger Mann bejaht, setzt sich an den Flügel – und spielt plötzlich los, als wäre er Cole Porter persönlich. Also wenn das ein Reiseberater ist… Den Gedanken habe ich noch gar nicht zu Ende gedacht, da schnappt sich ein anderer angeblicher Travel Advisor ein Mikro und singt mit samtweicher Stimme los. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden waschechte Broadway-Stars sind und uns mit der kleinen musikalischen Einlage überraschen sollten. Mission accomplished! Das Hotel arbeitet mit der Firma Broadway Plus zusammen, die Gästen auf Wunsch Meet & Greets mit den Stars, aber auch Privatkonzerte von jedem Broadway-Stück organisieren kann. Nach dem Dinner im Lex Yard dann die nächste Überraschung: Die zuvor schneeweißen Kopfkissenbezüge in den Zimmern tragen nun neben dem Hotellogo auch unsere eingestickten Initialen – und wir dürfen sie sogar mit nach Hause nehmen. Hach!

Am hellsten strahlen die Augen dann am letzten Abend bei einem Besuch des Rockefeller Centers, den das Hotel organisiert hat. Gähn, ein alter Hut? Mitnichten! Als VIP-Gäste beginnt unsere Tour in einer schicken privaten Lounge. Einlassschlange? Welche Schlange? Von den je nach Saison 6.000 bis 12.000 Besuchern am Tag bekommt man hier nichts mit. Von der Lounge aus nimmt uns Guide Tim mit zu einem kurzweiligen Kunstrundgang. Plötzlich stehen wir im 620 Loft & Garden, einem schnuckeligen Privat-Garten im siebten Stock. Aus dieser Perspektive hat man New Yorks Wolkenkratzer und die St. Patrick’s Cathedral in der Fifth Avenue noch nicht gesehen. Sooo schön – kein Wunder, dass Hochzeits- und andere Gesellschaften 20.000 US-Dollar auf den Tisch legen, um hier einen Abend lang zu feiern. Weiter geht’s zu einem sehr kurzweiligen Info-Filmchen mit Überraschungseffekten, den wir ganz allein anschauen dürfen – alle anderen müssen draußen bleiben. Dann vorbei an der nächsten Schlange und raus aufs Aussichtsdeck Top of the Rock. Doch hier geht’s nicht einfach nur ums Panorama: Wir dürfen die Attraktion "The Beam" erleben, bei der man, ähnlich den Arbeitern auf dem ikonischen Schwarz-Weiß-Foto, auf einem Stahlträger Platz nimmt – und plötzlich hochgefahren und herumgeschwenkt wird. Wahnsinn!!! Hier oben, weit über allen Absperrungen, liegt rein gar nichts mehr zwischen einem und der Skyline Manhattans. Ein unglaubliches Gefühl! Tipp: Höhenängstliche sollten sich nicht auf die äußeren Plätze setzen – die geraten beim Schwenken gruselig nah an den Rand der Plattform. Und ein Ass hat das Top of the Rock noch im Ärmel: Der Skylift, eine rundum verglaste Open-Air-Plattform, hebt einen nochmals zehn Meter höher hinaus und rotiert dann, sodass man wirklich jeden Winkel sieht – bis rüber nach New Jersey. Mega! Übrigens: So eine VIP-Tour kann für 6.000 US-Dollar für bis zu sechs Personen gebucht werden.

Der Service

Natürlich läuft noch einiges unrund, wenn man, wie zum Zeitpunkt meines Besuches, gerade mal zwei Wochen geöffnet hat. Da wird das Wasser beim Frühstück in die Kaffeetasse eingeschenkt, auf dem Kopfkissen eines Famtrip-Teilnehmers tauchen die falschen Initialen auf und einem anderen wird ein Transfer berechnet, der eigentlich complimentary ist. Dennoch ist man meilenweit entfernt von dem Service-Chaos, das andere Luxushäuser manchmal so verzapfen. Und das Team ist ausnahmslos wahnsinnig bemüht und verfügt über die Kompetenz, jede Kuh im Nu vom Eis zu holen. Der Putzmann springt und drückt den Fahrstuhlknopf für mich, der Türsteher lässt sich zum Hotel geduldig Löcher in den Bauch fragen (und kennt alle Antworten darauf) und der Concierge zuckt bei keinem Anliegen auch nur mit der Wimper. Kleine Service-Tests meinerseits ("Darf ich bitte einen zweiten Kofferständer haben?", "Können Sie mir bitte bei dieser Reservierung helfen, die rein gar nichts mit diesem Trip oder mit New York zu tun hat?") werden tipptopp bestanden. Man spürt, wie viel Freude der Job hier jedem Einzelnen macht und mit welchem Stolz er ihn erfüllt.

What We Loved

✔ die Atmosphäre in Peacock Alley – das "Wohnzimmer New Yorks" muss man einfach mal erlebt haben! ✔ den sagenhaften Grand Ballroom ✔ die bestickten Kopfkissenbezüge: tausend Dank!!! ✔ die blitzschnellen Fahrstühle – null Wartezeit ✔ die Welcome Amenity: eine "Spirit of Achievement"-Figur aus Schokolade, mit Bronzepuder bestäubt! ✔ die duftenden Aesop-Amenities im Badezimmer ✔ das großartige Personal

Not So Much

✖ die fehlenden Zahnputzbecher – hallo, Fünf-Sterne-Hotel?! ✖ Toilettenspülung und -sitz aus billigstem Plastik? Wer hat denn das entschieden? ✖ die Hellhörigkeit des Zimmers – man hört jedes auf dem Gang gesprochene Wort! ✖ die späte Check-in-Zeit von 16 Uhr

Fazit

Nein, Nostalgiker werden in den Zimmern eher nicht das alte Waldorf Astoria erspüren. Dafür empfiehlt sich unbedingt ein ausgedehnter Besuch der fantastisch restaurierten öffentlichen Bereiche. Die Unterkünfte sind klassisch-elegant gestaltet, sodass sich der 35-jährige Geschäftsmann aus Europa hier sicher ebenso wohlfühlt wie die US-Oma mit Familienanhang. Letztere dürfte übrigens eher die Zielgruppe sein: Das Hotel macht 80 Prozent seines Geschäfts mit Leisure-Gästen. Zudem ist alles so gewählt, dass es noch sehr, sehr lange nicht gegen den Zeitgeist verstoßen wird (vermutlich möchte das Team das Wort "Renovieren" nie wieder hören…). Wir sind überzeugt: Dieses Haus landet sicher auf so mancher Bucket List – und zwar völlig zu Recht.

Kontakt für Reiseprofis: Victoria Batten, Senior Director, Luxury Sales EMEA, Hilton Luxury Brands

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