Ausprobiert: MS Collection Arouca
Wer bei Portugal an tosende Wellen und sonnige Küsten denkt, hat das Beste noch nicht gesehen: das vegetationsreiche Herz des Landes, das sich anfühlt wie ein tiefes Ausatmen. Genau dort, inmitten von Hügeln, Wäldern und Fossilienfunden, liegt das MS Collection Arouca, ein ehemaliges Kloster, zwischen dessen dicken Steinmauern sich heute 56 Hotelzimmer und -suiten finden – ein Ort, der nicht laut sein muss, um Eindruck zu hinterlassen. Hier meine Eindrücke vom Eröffnungswochenende im Juni. Erlebnisbericht von LuxusInsiderin Vanessa Schumacher
Die Anreise
Vom Flughafen Porto aus geht es in gut einer Stunde mit dem Auto ins Landesinnere, zum MS Collection Arouca. Schon die Serpentinenfahrt zum Hotel wirkt entschleunigend, denn stilles Land und sattes Grün begleiten den Weg. Angekommen auf dem riesigen Vorplatz des ehemaligen Klosters spürt man dann sofort: Hier wird Historie nicht nur bewahrt, sondern ins Jetzt geholt. Eine große Steintreppe rahmt den Eingangsbereich ein und empfängt mich wie einst die Hochwohlgeborenen, die hier ein und aus gingen. Innen dominieren klare Linien, hohe Decken, helle Farben – ein gelungenes Spiel aus Alt und Neu, bei dem historisches Mauerwerk auf ein zeitgenössisches Interieur trifft. Die Lobby glänzt dabei mit klösterlicher Erhabenheit, die zugleich offen und einladend wohnlich wirkt. Fast scheint es, als würde sie sagen: Lass den Alltag einfach draußen.
Das Hotel
Wo einst Nonnen lebten und beteten, wird heute stilvoll genächtigt – in lichtdurchfluteten Zimmern mit viel Raum und Weitblick, lediglich getrübt durch die großen, denkmalgeschützten Gitter vor den Fenstern, die leider mehr an ein Gefängnis als an ein Kloster erinnern. Brüche zwischen Historie und Heute machen den Charme des Hotels aus: Wer aus einem der oberen Stockwerke ins Erdgeschoss geht, passiert zum Beispiel eine strahlend weiße Wendeltreppe, die moderner nicht sein könnte, um dann vor einer alten, ursprünglich belassenen, teils ausgetretenen Steintreppe zu stehen, die weiter abwärts führt. Im Garten wird mein Augenmerk zudem auf einen rechteckigen Teich gelenkt, der den Nonnen und Dorfbewohnern einst als Waschstätte diente. Und im Zimmer selbst kann man aus der Dusche heraus einen kleinen Erkerbalkon mit Spiegel betreten. Das Gebäude, das seit 1910 als Nationaldenkmal gelistet ist, besticht also mit so mancher Wunderlichkeit.
Die Kirche
An den Südflügel des MS Collection Arouca schließt sich eine Kirche an, die von vielen Pilgern als Wirk- und Grabstätte Dona Mafaldas verehrt wird. Die Tochter des zweiten Königs von Portugal, Dom Sancho I., war als Frau Heinrichs I. für kurze Zeit Königin von Kastilien. Danach wirkte sie als Nonne in Arouca und beschenkte das Benediktinerinnenkloster, das sich aufgrund ihres Bestrebens dem Orden der Zisterzienser anschloss, reich. Ihrem Einfluss ist es zu verdanken, dass der Ort ab 1220 zu einem wichtigen spirituellen Zentrum wurde – ein Fakt, der sich bis heute an der Sakralarchitektur und dem beseelten Charakter des Dorfes ablesen lässt.
Übrigens: Bei der großen Eröffnung des Fünf-Sterne-Hotels durfte ich zusammen mit den anderen Gästen Mafalda und ihre Eltern "kennenlernen" – ein Spektakel, von dem Sie in diesem Artikel natürlich auch noch erfahren werden.
Die Zimmer
Mein Zimmer der Kategorie Classic Garden View (Foto) ist groß, hell, ruhig und minimalistisch eingerichtet, mit Referenzen an die Vergangenheit, etwa Erkernischen, hohe Decken, dicke Wände und ein Original-Holzboden, der hier und da auch mal knarrt – herrlich charmant! Wer es noch luftiger und luxuriöser mag, sollte einen Blick auf die Suiten des Hotels werfen: Besonders eindrucksvoll ist die Royal Suite – eine Duplex-Unterkunft mit tollem Gartenblick und viel Platz zum Abschalten in zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Wohn- und Essbereich. Auch hier findet man natürlich hohe Decken und den Original-Holzboden. Wie alle anderen fünf Zimmertypen ist auch dieser Rückzugsort reduziert möbliert, dafür aber umso eleganter und mit einem feinen Gespür für die historische Substanz des Gebäudes. Leider ist die Royal Suite zum Zeitpunkt der Eröffnung noch nicht ganz fertig, da einige Lieferanten in Verzug geraten sind, doch man ahnt schon jetzt: Wenn sie buchbar ist, wird sie das Aushängeschild des Hauses.
Das Essen
Kulinarisch verwöhnt das Arouca seine Gäste mit einer gelungenen Mischung aus regionaler Authentizität und entspanntem Luxus. Herzstück ist dabei das Restaurant Heritage 1220 (Foto), das traditionelle Aromen aus Arouca in liebevoll zubereiteten Comfort-Food-Gerichten neu interpretiert – einfach, ehrlich und mit einem Hauch Finesse. Das Frühstück, das ebenfalls hier serviert und durch ein buntes Büffet abgerundet wird, ist ein Gedicht aus frischen Säften, Pastéis de Nata, regionalem Käse, gutem Brot und süßem Obst.
Für den leichten Genuss zwischendurch gibt es außerdem die Oliva Pool Bar, idyllisch gelegen zwischen Garten, Pool und Hotel, ideal für Snacks, Drinks und ein Eis an heißen Tagen. Abends trifft man sich dann in der Lobby Bar, untergebracht im ehemaligen Weinkeller des Klosters. Hier werden Signature Cocktails und Klassiker in stilvoller Atmosphäre serviert – perfekt für einen entspannten Ausklang des Tages.
Das Spa
Sobald Freizeit ansteht, führt mich mein Weg zum großen Outdoor-Pool, der etwas abseits liegt und damit absolute Ruhe bietet. Danach schließe ich einen Besuch im Spa an, das über Innenpool, Whirlpool, Sauna und Hamam verfügt. Ergänzend zu den Behandlungen, die vor Ort angeboten werden, können Gäste auch an Yoga- und Meditationssitzungen im Freien teilnehmen oder ein Wellness-Retreat mit Therapien und Workshops zur Selbsterkenntnis und persönlichen Weiterentwicklung buchen. Rund um die Uhr ist außerdem der Fitnessraum geöffnet, der mit Ellipsentrainer, Upright Bike, Rudergerät, Gewichtheber, Hanteln und mehr aufwartet. Darüber hinaus finden sich zwei Padel Courts auf dem Anwesen.
Spannend zu wissen: Das heutige Spa fußt auf den Fundamenten der ehemaligen Krankenstation der Klosteranlage. Das umlaufende Glaselement des Pools soll also nicht nur eine tolle Aussicht ermöglichen, sondern vor allem auch einen freien Blick auf die Ruinen.
Sinneseindrücke
So fühlt sich der Aufenthalt an
Olfaktorisch
Frische Kräuter am Wegesrand, gegrillter Fisch bei Sonnenuntergang, der leichte Duft von Eukalyptus im Spa – das ganze Hotel ist wie ein Erlebnispfad für meine Nase.
Berührend
Alte Holzdielen unter nackten Füßen, rauer Stein, weiche Bettlaken und erfrischendes, sprudelndes Wasser – der Körper darf hier voll und ganz zur Ruhe kommen.
Therapeutisch
Das Plätschern des Springbrunnens im Garten, das Zirpen der Grillen abends, leise Harfen- und Pianoklänge in der Lobby – die Stille fühlt sich in diesem Hotel nie einsam an.
Erleuchtend
Sanftes Morgenlicht im Badezimmer, warmer Sonnenschein am Pool, Lichterketten beim Feiern – und dichte Fensterläden für einen tiiiiefen Schlaf.
Die Experiences
Die Umgebung hat viele Abenteuer für Naturverbundene zu bieten – und das Hotel macht es leicht, sie zu erleben. Besonders beeindruckend: ein Ausflug zur Arouca Bridge 516, einer der längsten Fußgänger-Hängebrücken der Welt. Hin- und Rückweg sind zusammen über einen Kilometer lang, doch selbst für eine Höhenängstlerin wie mich ist die Strecke machbar. Erst mit beiden Händen am Geländer, dann nur noch mit einer, am Ende sogar komplett freihändig beim Fotografieren und Staunen – das Vertrauen in die Stabilität der Konstruktion kommt Schritt für Schritt und der spektakuläre Blick auf Schlucht, Fluss und Wasserfall entschädigt für jedes anfängliche Unwohlsein.
Weitere mögliche Unternehmungen im Unesco-Geopark von Arouca: Touren im offenen Jeep, Wanderungen über die Paiva Walkways sowie ein Besuch im Fossilienmuseum und im Haus der Geburtssteine.
Die Eröffnungsfeier
Ein stilvoller Auftakt, der gelebte Geschichte präsentiert: Inmitten des restaurierten Klosters wird die Nonne Mafalda bei der Eröffnungsfeier mit einer kreativen Hommage geehrt. Ihre Eltern, König und Königin, sind "anwesend", ebenso mischt sie sich selbst, verkörpert durch eine Darstellerin, unter die Menge. Dazwischen und rundherum: Trommler, Tänzer, eine Fado-Sängerin, eine Stelzenläuferin sowie eine Harfenistin und ein Beatboxer, die ein erstaunlich harmonisches Duett abliefern, zudem ein traditioneller Kunsthandwerkermarkt, regionale Süßigkeiten, angerichtet auf einer Art Steinaltar, und ein Barbecue unter freiem Himmel. Portugal in Feierlaune!
Begleitet wird die Eröffnungsparty von Star- und Fernsehkoch Rui Paula, der damit einen Vorgeschmack auf mögliche Pop-up-Events in der Zukunft serviert. Das MS Collection Arouca beweist damit, dass es mit seinen verschiedenen Räumlichkeiten samt Catering-Service ein super Setting für Festivitäten aller Art bietet – egal, ob intime Familienfeier, großes Geschäftsjubiläum oder gesellschaftlicher Anlass.
Der Service
Noch ist das Hotel jung – und das spürt man in manchen Momenten auch. Der Service ist herzlich, engagiert, aber sprachlich (besonders auf Englisch) noch nicht ganz auf internationalem Niveau. Da kann es schon mal vorkommen, dass man mehrfach sagen muss, dass man kein Portugiesisch versteht, oder die Gin-Tonic-Bestellung erst angenommen wird, wenn man artig "Gin Tónico" sagt – man ist hier schließlich im Inland unterwegs, nicht an irgendeinem Touristen-Hotspot.
Gerade im Vergleich zum Schwesternhotel in Aveiro fehlt hier und da noch die Selbstverständlichkeit im Ablauf. Aber: Man bemüht sich sehr, ist aufmerksam, charmant – und offen für Feedback. In wenigen Monaten ist das Team sicherlich bestens eingespielt.
What we Loved
- die ruhige, fast schon meditative Klosteratmosphäre
- der gelungene Architektur-Mix aus Historie und Moderne
- das viele Licht und die beeindruckend hohen Decken
- die verarbeiteten Naturmaterialien, vor allem: Stein und Holz
- die Lobby mit ihren Bögen und Säulen (und ihrer tollen Akustik!)
- der weitläufige Garten mit Teich, Springbrunnen und Pool
- die fabelhaften Speisen mit lokalem Twist
Not so Much
- die von außen und innen unschönen Fenstergitter
- das teils recht wackelige Englisch des Servicepersonals
- die erschreckend lauten Signaltöne des Fahrstuhls
- die momentan leider noch unfertige Royal Suite
Fazit
Das MS Collection Arouca ist ein Geheimtipp für Ruhesuchende, Architekturfans und Naturliebhaber – ideal für Portugal-Kenner, die etwas Neues und Authentisches fernab des Massentourismus suchen. Die tiefe historische Verwurzlung, die grüne Lage mit Erlebnisfaktor und das traditionsreiche Essen dienen dabei als starke Verkaufsargumente für eine Portugalreise jenseits der Küste, optional auch kombinierbar mit ein paar Nächten im nahen Porto oder im urbaneren Schwesternhotel MS Collection Aveiro. Ob als Rückzugsort für eine ganze Woche oder als Baustein einer Rundreise, das MS Collection Arouca verbindet Exklusivität mit echtem Kulturerlebnis – noch nicht perfekt, aber mit viel Charakter, Seele und Potenzial.
Kontakt für Reiseprofis: Helena Valente, Sales & Marketing Director