Ausprobiert: Ultramarine, Quark Expeditions

Was lange währt, wird ultra-gut: Nach Pandemie-bedingten Verzögerungen schippert die neue Ultramarine von Quark Expeditions nun endlich durch die Polarregionen – pünktlich zu Beginn der Arktis-Saison. Höchste Zeit also, das Luxus-Expeditionsschiff mal genauer unter die Lupe zu nehmen und ins kalte Wasser zu springen: wortwörtlich…

Ein Erlebnisbericht von LuxusInsider-Chefredakteurin Iris M. Köpke

Das Schiff

­Gebaut fürs Abenteuer: Die Ultramarine hat die Eisklasse PC6 und ist damit fit für den (sommerlichen) Dauereinsatz in arktischen Gewässern. Wer einmal beobachtet und belauscht hat, wie das jüngste Flottenmitglied von Quark Expeditions riesige Eisschollen vor sich zerbricht, ahnt um die Power im Maschinenraum. Abheben kann sie auch – nun ja, zumindest die Passagiere: An Bord befinden sich zwei Twin-Engine Helikopter. Wie üblich bei Polarschiffen dürfen bei der Ultramarine maximal 199 Gäste pro Reise mit, damit trotz der strengen gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Natur alle gleichzeitig an Exkursionen teilnehmen können – so bekommt jeder Teilnehmer die maximale Zeit für Erkundungen.

Die Suiten

Es ist Liebe auf den ersten Blick: Meine Penthouse-Suite (Foto) ist in edlen Grau- und Silbertönen eingerichtet, dunkles Holz und gradlinige Möbel wirken elegant und gleichzeitig gemütlich. Ich habe 34 Quadratmeter Platz – das ist echter Luxus auf einer Expeditionskreuzfahrt. Entsprechend gibt es reichlich Schränke, Schubladen und Ablagefläche. Für die sonnigen Momente der Arktis-Reise steht mir ein langgezogener Balkon zur Verfügung, auf dem neben Tisch und Stuhl auch noch eine Liege locker Platz findet – nice! Meine liebste Begleiterin hier draußen ist übrigens eine silbrig-graue Wolldecke, die unfassbar weich und flauschig ist. Und das will was heißen: Normerweise räume ich solche Accessoires in Hotelzimmern mit spitzen Fingern aus dem Weg – wer weiß, wie oft die gereinigt werden. Nun freue ich mich zum ersten Mal über eine solche Kuscheldecke und bin happy darüber, wie wunderbar uneklig dieses Exemplar ist.

Noch höher schlägt mein Herz beim Anblick des Badezimmers: Ich habe neben der Dusche noch eine separate Badewanne! Und es gibt definitiv nichts Schöneres, als sich durchgefroren nach einer Zodiac-Fahrt bei Minusgraden in einem duftenden Schaumbad aufzuwärmen. Gut zu wissen: Diese Plansch-Möglichkeit gibt’s erst ab der Kategorie Deluxe Balcony Suite. Die Füße tauen hier auch blitzschnell wieder auf, da die Fußbodenheizung im Bad wirklich alles gibt. Ab der Terrace Suite steht zudem eine Espresso-Maschine im Zimmer – für zusätzliches Aufwärmen von innen und als Guten-Morgen-Kick. Weitere höchst willkommene Extra-Goodies, die in meiner Kabinenkategorie inkludiert sind: Premium W-LAN, Wäscheservice und Room Service während der Essenszeiten.

Insgesamt gibt es 102 Suiten in neun Kategorien. Das Top-Produkt ist die Ultra Suite mit 52 Quadratmetern. Fraglos sehr schick, aber mir persönlich gefällt die Penthouse-Kategorie mit ihrem luftigen Aufbau am besten. Dazu trägt auch die Lage bei: Meine Suite ist auf Deck 7, dem höchsten Deck mit Kabinen. Toller Ausblick und nur wenige Schritte zur Panorama Lounge (Foto), in der stets kostenlose Softdrinks und Heißgetränke mit vorgewärmten Tassen auf Durstige warten. Und die in den kommenden Tagen zu meinem Lieblingsort an Bord wird, weil ich dort jedes Mal nette Mitfahrer antreffe.

Das hat allerdings auch einen kleinen Nebeneffekt: Auf diesem Deck herrscht ein reges Kommen und Gehen, bis die Bar um 2 Uhr morgens schließt. Und so stellt sich heraus, dass die Suiten erstaunlich hellhörig sind. Daran kann nicht mal der putzige Seehund etwas ändern, der vom magnetischen Do-not-disturb-Schild aus Gemütlichkeit verbreitet.

Die Covid-Regeln

In Sachen Covid-Vermeidung fährt Quark nach wie vor starke Geschütze auf. Um mitfahren zu dürfen, sind – unabhängig von den Bestimmungen des Zielgebiets – sowohl ein PCR-Test (maximal 72h vor Abreise) als auch ein Antigen-Schnelltest am Abend vor Reisebeginn vorgeschrieben. Während meiner Reise herrscht fast überall Maskenpflicht, vom Transfer-Charterflug ab/bis Oslo bis hin zu den Zodiac-Ausflügen. Mittlerweile ist die Maske nur noch in Innenräumen notwendig. Für Sauna und Gym muss man sich Time Slots reservieren, bei Spa-Anwendungen die Maske aufbehalten. Die Mini-Bar ist nicht gefüllt, beim Frühstücks- und Lunch-Buffet im Hauptrestaurant Balena bedient das Service-Team die Gäste – was leider in den Stoßzeiten zu entsprechenden Wartezeiten führt. Dennoch tut man gut daran, sich frühzeitig einzureihen: Eine kulinarische Alternative oder Snack-Möglichkeit gibt es nicht, da das Bistro 487 zur Zeit geschlossen ist. Hier soll die Crew ohne Gästekontakt speisen können, damit diese im Fall des Falles nicht angesteckt wird. Aus demselben Grund sind Besuche auf der Brücke momentan tabu.

Die Kulinarik

Bleiben wir doch gleich mal beim Thema Essen: Frühstück, Lunch und Dinner sind im Reisepreis eingeschlossen – ebenso wie die Snacks, die es künftig im Bistro 487 gibt. Die ersten beiden Mahlzeiten werden im Hauptrestaurant Balena (Foto) als Buffet angeboten, das bis zu viergängige Dinner gibt’s à la carte. Zusätzlich zu den täglich wechselnden internationalen Gerichten steht eine Handvoll Klassiker zur Auswahl, die jeden Tag zu haben sind. Wichtig zu wissen: Die Essenszeiten werden rigide eingehalten, um nicht mit den geplanten Exkursionen ins Gehege zu kommen – gemütlich sitzenbleiben ist nicht. Wenn man nun auch noch die Lautsprecher-Ansagen zu den Landgängen akustisch verstehen könnte, wäre das Ganze perfekt.

Aber noch mal zurück zum Teller: An Auswahlmöglichkeiten und Qualität der Speisen ist nicht das Geringste auszusetzen. Auch die Weinauswahl des Tages ist wirklich fein. Wer aber Kunden hat, die ausschließlich auf Gourmet-Niveau schlemmen möchten, sollte im Beratungsgespräch sehr offen sein: Sterne-Chi-Chi wird auf der Ultramarine nicht gereicht.

Champagner schon, aber dafür muss man in der Panorama Lounge sehr vehement nach der vollständigen Weinkarte verlangen. Die alkoholischen Drinks zum Dinner sind inkludiert, mittags wird ganz gezielt weder Wein noch Bier kostenlos ausgeschenkt: An den meisten Nachmittagen finden Ausflüge statt, und es möchte wohl niemand einen angeschwipsten und unberechenbaren Mitfahrer im Zodiac haben.

Das Spa

Klein, aber ausgesprochen fein: Das Tundra Spa verfügt über zwei Behandlungsräume und einen schnuckelig-kleinen Relax-Raum mit großem Fenster, das den Blick aufs Eismeer freigibt. Die Sauna ist im wahrsten Sinne der Hotspot des Schiffs: Hier tauchen nach und nach alle auf, die auf Erkundungstour in der arktischen Kälte waren – zeitgleich maximal vier Personen aus zwei Kabinen. Da die Preise für Anwendungen ausgesprochen fair sind (Mitbewerber: bitte herhören!), buche ich mir eine Massage: 95 US-Dollar für eine Stunde Deep Tissue. Und schon am gleichen Abend tobt sich Spa-Therapeutin Desiree an mir aus. Mit Chiropraktiker-artigen Handgriffen macht sie meinen Verspannungen gnadenlos den Garaus – teils sogar bis es laut und vernehmlich knackt. Das klingt zwar ein bisschen gruselig, aber hinterher fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Na ja... in diesem Fall wohl nur arktisches Moos, aber trotzdem.

Die Exkursionen

Eisbär voraus!!! Gleich am ersten Tag der Reise nimmt eines der mächtigen Landraubtiere Kurs auf die Ultramarine. Unbeirrt läuft der cremeweiße Bär direkt aufs Schiff zu, bis er die Eiskante erreicht hat. Neugierig blickt er während seiner Nahrungssuche immer wieder herüber, sehr zur Freude der Gäste. Zum Schluss kann man ihn mit bloßem Auge erkennen. Blickt man aber durch die sensationellen Fernrohre, die Quark Expeditions zur Verfügung stellt, schaut man dem Teddy direkt ins Gesicht. Ein fantastisches Erlebnis – nur noch getoppt von dem Moment, als plötzlich Mama Bär mit einem fluffigen Youngster auftaucht. So niedlich kann also Gefahr aussehen!

Zum Schluss der Reise zählen wir fünf Eisbär-Sichtungen – was für ein Glück! Aber das Eismeer hat noch mehr zu bieten: Etwa die prallen Bartrobben (Foto) und die ulkig anmutenden Walrösser, die von den seltsamen Zweibeinern weit weniger Notiz nehmen als die vorsichtigen Rentiere. Ist schon toll hier!

Natürlich möchte man einem Eisbär an Land nicht live gegenüber stehen. Entsprechen geht das Expeditionsteam vor jeder Anlandung sicher, dass die Luft rein ist. Und so brechen wir mit gutem Gefühl zu unseren Zodiac-Fahrten und Wandertouren (unterteilt in vier Tempo-Level) auf. Die Kameras klicken ununterbrochen: Die spektakuläre Landschaft, Polarfüchse, Kittiwake-Vögel – alles wird begeistert auf SD-Karten gebannt. Natürlich fotografieren sich auch alle gegenseitig: So quietscheentchen-gelb kommen wir nie mehr zusammen! In den Genuss der im Reisepreis inkludierten Heli-Ausflüge kommen wir leider nicht: In Svalbard ist es nicht erlaubt, mit „mitgebrachten“ Helikoptern aufzusteigen. Schade, aber das Programm hält auch so genügend Höhepunkte bereit.

Vor allem dank des Expeditionsteams von Quark: Hochprofessionell, mit umfassendem Hintergrund-Wissen und immer auf die Sicherheit der Gäste bedacht – ohne dabei wie eine strenge Gouvernante rüberzukommen. Im Gegenteil: Es werden durchaus auch Abenteuer zugelassen, für alle, die das wollen. Die Wandergruppe der „Chargers“ etwa darf ihre Kräfte mit den Tücken der arktischen Landschaft messen. Klettern, Tiefschnee, Tempo – hier werden Adrenalinjunkies ordentlich gefordert. Langsamere Gruppen haben dafür mehr Zeit für Fotopausen, so wird jeder glücklich.

Mein persönliches Highlight ist eine Zodiac-Fahrt durch das Eismeer bei strahlendem Sonnenschein und postkartenblauem Himmel. Sie beginnt mit einer Stippvisite auf dem Packeis. Schon sehr cool, darauf einfach mal rumlaufen zu können! Dann geht’s zurück in die Zodiacs. Die Tour gleicht nun einer Vernissage in einer Kunstgalerie: Jede an uns vorbeiziehende Eisskulptur entzückt mit ihrer ganz eigenen bizarren Form, einige sind von unglaublich türkisblauer Farbe, andere haben spannende Einschlüsse. Und zum krönenden Abschluss räkelt sich noch eine wohlgenährte Bartrobbe direkt vor uns auf einer Eisscholle und lässt sich geduldig fotografieren. Die Fahrt hätte von mir aus ewig so weitergehen können!

Doch an Bord wartet noch eine Mutprobe auf die Expeditionsteilnehmer: Wer möchte, macht den Polar Plunge: Nur mit Badesachen bekleidet ins 2 Grad kalte Eismeer zu springen. Auf dieser Reise sind es 58 Wahnsinnige, die Autorin dieser Zeilen gehörte nach reiflicher Überlegung nicht dazu.

Der Service

Das Thema Personalengpass hat auch vor der Kreuzfahrtbranche nicht halt gemacht. Ob auch Quark betroffen ist? Kann man als Gast nicht feststellen: Stets ist eine helfende Hand oder ein guter Tipp zur Stelle. Respekt! Gefühlt sind ständig gute Geister um einen herum, die einem die Reise so angenehm wie nur irgend möglich gestalten. Das untermauern auch die Zahlen: Auf die maximal 199 Gäste an Bord (auf dieser Tour sind es knapp 150) kommen 140 ausgesprochen engagierte Crew-Mitglieder. Wünsche werden prompt erfüllt, die Gästenamen sitzen ab dem zweiten Tag und persönliche Vorlieben werden genau beobachtet und direkt bei der nächsten Begegnung automatisch umgesetzt. Und selbst, wenn man sich ein bisschen dusselig anstellt mit dem Anlegen der Rettungsweste im Ready Room oder der Bedienung der Klimaanlage in der Kabine – nie rollt jemand auch nur mit den Augen.

Und ganz ehrlich: Das fröhliche „Good morning, M’am Iris!“ von meinem sympathischen Cabin Attendant Elmer wird mir fehlen. Die Tatsache, dass er meine Wünsche vorauszuahnen scheint, auch. Dass viele Teammitglieder seit sehr langer Zeit bei Quark Expeditions sind, spürt man an allen Ecken und Enden. Nicht nur können sie jegliche Frage beantworten, ihnen strahlt auch der Stolz auf „ihr“ Unternehmen aus den Augen. Einfach wunderbar!

Fazit

Hier geht's um die Natur. Nicht um Markenklamotten, Sterne-Küche oder gar Sehen-und-Gesehen-Werden. Das Einzige, was man hier sehen will, ist der nächste Eisbär. Wenn Ihre Gäste also ein authentisches Polar-Abenteuer suchen, bei dem man viel Platz hat, hübsch und modern untergebracht ist und auf Komfort nicht verzichten muss, sind sie mit der Ultramarine bestens beraten. Insbesondere die ansteckende Leidenschaft des Expeditionsteams sucht ihresgleichen: Fast hat man das Gefühl, dass die Guides einfach nur hier draußen sind, weil es ihnen selbst soviel Freude macht – wobei die Professionalität nie auf der Strecke bleibt. Und dass das Service-Level auf US-Gäste eingestellt ist, macht's für Kunden aus der DACH-Region nur noch angenehmer.

Kontakt für Reise-Profis: Chris Bach, Business Development Manager Europe