Branchenblick

Reisetopia träumt den Luxustraum

Seit 2016 mischt Reisetopia, das damals als Blog gestartet ist, im Reisegeschäft mit. Mittlerweile vermittelt das Team um CEO Moritz Lindner auch sehr erfolgreich Hotels im Premium- und Luxussegment – als Independent Contractor von Edel-Veranstalter Cube Travel. Mit einer neuen Marke für den Hotelvertrieb will sich Lindner nun weitgehend davon lösen und hat große Pläne für sein Unternehmen.

von Cathrin Lührs

Um in der Welt der Vermittlung von Luxushotels Fuß zu fassen, hat Moritz Lindner (Foto unten) einen praktischen Weg genommen, wie er selbst sagt. Durch einen Independent-Contractor-Vertrag mit dem Berliner Luxusveranstalter und Reisevermittler Cube Travel hat er seit einigen Jahren Zugriff auf dessen Hotelportfolio und kann seinen Reisetopia-Kunden gute Deals für hochwertige Unterkünfte anbieten. "Für uns war das eine perfekte Möglichkeit, unseren Kunden mehr bieten zu können", sagt der CEO von Reisetopia, einem Portal das seinen Hauptumsatz mit der Vermittlung von Kreditkartenverträgen und anderen Finanz-Geschäften macht. Die Luxushotelvermittlung läuft mittlerweile so gut, dass Lindner eine eigene Marke dafür gegründet hat: Reisetopia Hotels. Aktuell macht der Jungunternehmer mit diesem Geschäftsmodell einen Umsatz im sechsstelligen Bereich und trägt damit auch dazu bei, den Umsatz von Cube Travel bei Hotel-Partnerprogrammen und dem Virtuoso-Netzwerk zu steigern.

Mit Reisetopia Hotels will Moritz Lindner künftig deutlich eigenständiger agieren und den Umsatz erhöhen. Heißt konkret: Der noch bis Ende 2022 laufende Vertrag mit Cube Travel wird auf jeden Fall erfüllt. Von Seiten Reisetopias klingen die Pläne ab dem kommenden Jahr dann jedoch eher nach Einzelkämpferschaft. "Wir wollen größtenteils unabhängig agieren und das Portfolio dennoch aufrecht erhalten", so Lindner. Wie das gehen soll? "Aktuell betreiben wir sehr viel Networking und arbeiten an eigenen Verträgen mit großen Hotelketten. Der Plan ist es, künftig selbst Mitglied in den High-End-Partnerprogrammen zu werden", sagt er. Dazu gebe es bereits erste Gespräche und laut Lindner ebenso die Chance für Reisetopia Hotels, Gründungsmitglied eines neuen Partnerprogramms zu werden. Auf seiner Wunschliste ist auch der Beitritt zu einem internationalen Reisevertriebs-Netzwerk wie Serandipians by Traveller Made, Virtuoso oder Signature. Dennoch ist für Lindner klar: Die Zusammenarbeit mit Cube Travel ist für ihn und sein Unternehmen sehr wichtig und sei auch in der Zukunft in einem gewissen Rahmen weiterhin denkbar und sehr wünschenswert. "Ich bin Silvio Rebmann und Cube Travel sehr dankbar für die jahrelange gute Zusammenarbeit."

Aber für den Wunsch nach Eigenständigkeit gibt es weitere Gründe. "Je mehr Buchungen wir generieren, desto größer wird unser Risiko, und wir generieren sehr viele Buchungen", sagt Reisetopia-Chef Lindner. Das Problem sei aus seiner Sicht, dass Provisionen rein rechtlich immer zuerst an Cube Travel ausgezahlt und nach Einbehaltung eines Shares an Reisetopia weitergegeben würde. "Falls Cube Travel jemals in wirtschaftliche Schieflage geraten würde, wovon ich natürlich nicht ausgehe, könnten wir unsere Provisionen verlieren. Kosten entstehen uns aber ja bereits im Vorfeld." Ebenso müsse sich Reisetopia gegenüber Hotelketten immer wieder rechtfertigen und belegen, dass die Buchungen von ihnen kommen. Durch die Nutzung der Cube-IATA-Nummer würde der Veranstalter immer als erster Ansprechpartner auftauchen. Daher sei man irgendwann an einem Punkt, an dem solch ein Cut gemacht werden müsse.

Die großen Pläne für Reisetopia Hotels sollen sich natürlich auch im Umsatz niederschlagen, der sich schon heute nicht verstecken muss. Laut Lindner wird der Innenumsatz im Hotelgeschäft 2022 im sechsstelligen Bereich liegen, der Außenumsatz entsprechend im sieben- bis achtstelligen Bereich. Für die Zukunft ist er optimistisch: "Ich rechne mit einem Innenumsatz im Millionen-Bereich allein in unserem Hotelgeschäft." Gelingen soll das, neben der Mitgliedschaft in den Partnerprogrammen, auch durch nachhaltiges Wachstum des Portfolios, eine eigene IATA-Nummer samt Anschluss an ein GDS sowie Investitionen in die Mitarbeiter. Als wichtigstes Asset sieht Lindner aber den Punkt Customer Satisfaction, sein persönliches Steckenpferd. "Wir haben schon heute eine enorm hohe Kundenzufriedenheit", sagt er. "Meine Vision ist, dass wir künftig 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche erreichbar sind, etwa per What's App." Auch die Website soll bald mit einem Relaunch glänzen. Und wenn das Hotelgeschäft dann ordentlich läuft? "Dann kann ich mir durchaus vorstellen, mit der Vermittlung von Kreuzfahrten zu starten", so Lindner.

Das sind große Worte, denn der überwiegende Teil des Teams von Reisetopia Hotels hat keine touristische Ausbildung. Grund genug für Lindner, seine Mitarbeiter entsprechend zu schulen. Der Chef selbst kennt nach eigenen Angaben 600 Luxushotels weltweit persönlich und gibt sein Wissen gern weiter. Seine Teammitglieder wiederum sind für bestimmte Regionen zuständig und gelten als Regional Hotel Champion, die ihr Zielgebiet und die dortigen Sales Manager der Hotels gut kennen. Derzeit sind das acht Mitarbeiter, bis Ende 2023 soll die Zahl der zu betreuenden Märkte auf 100 anwachsen. Die Belegschaft selbst soll von 35 auf 45 Angestellte bis Ende 2022 wachsen.

Doch was bedeutet die von Reisetopia Hotels angestrebte Loslösung von Cube Travel eigentlich für den Berliner Luxusveranstalter? Sind die damit verbundenen Umsatzeinbußen ein Schlag ins Kontor? "Keinesfalls", sagt Silvio Rebmann, CEO und Gründer von Cube Travel. "Reisetopia ist einer von zehn Independent Contractors, mit denen wir eine Partnerschaft eingegangen sind. Sollte es zu einer geschäftlichen Trennung kommen, wäre das zwar bedauerlich, aber absolut kein Beinbruch." Laut Rebmann produziert Reisetopia Hotels zwar einen substanziellen Umsatz über Cube Travel und erhält dementsprechend auch Provisionen, dennoch liege der Anteil bei deutlich unter 50 Prozent im reinen Hotelvermittlungsgeschäft des Luxusanbieters, bei den Gesamtbuchungen in etwa bei zehn Prozent. Und auch die Virtuoso-Mitgliedschaft von Cube Travel wäre absolut nicht in Gefahr. Rebmann: "Die Bedingungen für unsere seit vielen Jahren bestehende Virtuoso-Mitgliedschaft erfüllt Cube Travel bereits durch den eigenen Umsatz ohne jegliche Buchungen der Contracting-Partner. Und auch unser Status bei den Hotel-Partnerprogrammen, den wir uns bereits lange vor der Partnerschaft mit Reisetopia erarbeitet haben, würde sich nicht ändern."

Die Tatsache, dass Silvio Rebmann im Konjunktiv spricht, hat einen Grund: Bisher ist der Vertrag mit Cube Travel von Reisetopia nicht gekündigt worden. Derzeit laufen Gespräche, wie die Zusammenarbeit künftig gestaltet werden kann. Böses Blut gebe es dennoch nicht, sagt der Touristiker. "Dass jemand sich aus einem Vertrag lösen möchte, um selbständig agieren zu können, ist ein normaler Vorgang und in anderen Märkten absolut üblich", so Rebmann. Angst, dass Reisetopia Cube Travel das Geschäft streitig machen wird, hat er ebenfalls nicht. "Bei unserer Klientel gibt es keinerlei Überschneidungen", sagt er."Während wir High-End-Luxusreisen verkaufen, ist Reisetopia Hotels eher im mittleren Segment unterwegs und vermittelt vorwiegend Lifestyle-Häuser und Luxushotels im Entry Level." Reisetopia sei zudem ein Hotelvermittler und nicht zu vergleichen mit klassischem Reisevertrieb. Das Independent Contacting ist dennoch weiterhin interessant für Cube Travel: Aktuell arbeitet das Team daran, für diese Partner ein leicht verständliches Buchungssystem zu erarbeiten, über das einfach und bequem Buchungen platziert werden können. Davon profitieren bestehende Contractor, und es soll künftig auch potenziellen neuen Partnern offenstehen.

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