Branchenblick

Marbet gründet Luxusreise-Club

In mühevoller Detailarbeit hochpreisige Luxusreisen-Packages mit dem gewissen Extra zu schnüren und diese dann gar nicht jedem potenziell Buchungswilligen zugänglich zu machen – dazu gehört schon Mut. Oder ein einzigartiges Konzept: So wie es hinter M.Select, der neuen Marke für Luxusurlauber vom MICE-Giganten Marbet steckt. Willkommen im Club!

von Iris M. Köpke

Ingo Schwerdtfeger (Foto unten) im Büro anzutreffen, ist zur Zeit nicht ganz einfach. Der Luxusreisen-Experte aus dem Hause Marbet ist gefühlt nonstop unterwegs, um sich Hotels, Kreuzfahrtschiffe und Erlebnis-Produkte aus dem Edel-Segment anzusehen und diese zu einzigartigen Packages zu verschmelzen. Jedes einzelne enthält ein Money-Can't-Buy-Element oder einen inkludierten Mehrwert, den man so bei keinem anderen Anbieter buchen kann. Dass der Geschäftsführer eines der größten MICE-Anbieter hierzulande plötzlich wieder beim Reisedesign anpackt, klingt ungewöhnlich. Aber nicht, wenn man hinter die Kulissen blickt: "Ich habe die Geschäftsführung von Marbet nach 20 Jahren abgegeben", so Schwerdtfeger. "Ich wollte nach der langen Zeit einfach gern wieder Pionierarbeit machen." So wie damals bei Firmengründung: Marbet, das zur Würth-Gruppe gehört, begann mit gerade mal sieben Mitarbeitern. Heute legen sich mehr als 150 Mann – und Frauen – ins Zeug für das Unternehmen. Und so ist Luxus-Experte Schwerdtfeger jetzt als Executive Director des neuen Babys unterwegs. Name: M.Select.

Hinter diesem Namen steckt ein ganz spezielles Konzept: Buchen darf nur, wer zum Club der "Auserwählten" gehört. Das sind im ersten Wurf 200 bis 300 Top-Wirtschaftsgrößen des Landes, mit denen Marbet bereits auf MICE-Ebene zusammengearbeitet hat. Diese Bestandskunden werden eingeladen, Mitglied bei M.Select zu werden und somit Zugriff auf die exklusiv für diesen Kundenkreis geschnürten Pakete zu bekommen. Auch auf Empfehlung kann man eine Einladung erhalten. Ziel ist, in spätestens zwei Jahren auf rund 400 Mitglieder zu kommen. Die Mitgliedschaft selbst kostet nichts, allzu buchungsunlustig sollte man allerdings nicht sein: Ein gewisser Mindestumsatz (dessen Höhe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststeht) muss sein, um langfristig dabei bleiben zu dürfen.

Und jetzt wird's richtig spannend: Jenen Mindestumsatz können die M.Select-Kunden nur erreichen, indem sie besagte Packages buchen. Wer einfach mit seinen Lieben über die Feiertage auf die Malediven möchte, wird durchgereicht: Zur Marbet-Familie gehört auch ein LCC-Reisebüro für "normale" Reiseanfragen. Und nun wird auch klar, dass sich M.Select perfekt in das Marbet-Universum einfügt und eine Lücke schließt – wie ein fehlender Edelstein in einer Krone. Bislang gab es schon den MICE-Bereich für Großkunden, die Gruppenabteilung für Charterflüge und kleinere und private Gruppenreisen, den Firmendienst für die Würth-Gruppe und das bereits erwähnte LCC-Reisebüro für Mitarbeiter und externe Urlaubswillige. M.Select verschmilzt die Bereiche Event und Privaturlaub auf Luxusniveau und wird damit zu einer Art Bindeglied im Unternehmen.

Verkauft werden Luxus und Lifestyle Auf Auswahl sollen die Kunden von M.Select trotz der geschlossenen Produktgruppe nicht verzichten. Ingo Schwerdtfeger plant Reisen zu so ziemlich allen Lifestyle-Themenbereichen: Automotive, Gourmet, Sport, Mode, Kunst und Kultur, Schmuck und Uhren sowie Kosmetik, Medical Wellness und Mental Balance. Insgesamt sollen es bis zu 200 buchbare Produkte werden, die ersten Reisen starten Anfang 2023. Und: Bei Reisen ist noch lange nicht Schluss. Als perfekte Melange zwischen dem High-End-MICE-Geschäft und dem angeschlossenen Reisebüro will M.Select auch Events auflegen: Zunächst sind ein bis zwei Jahrestreffen des Lifestyle-Clubs mit hohem Event-Charakter (Stichwort: Driving Experience, Wellness-Workshops, Promi-Vorträge) geplant. Wie bei allen M.Select-Packages werden hier Partner-Unternehmen aus dem High-End-Segment stark eingebunden.

Zusätzlich sollen pro Jahr 20 bis 30 Eventreisen für kleinere Gruppen angeboten werden, etwa luxuriöse Golfreisen mit bekannten Profi-Spielern, Schläger-Präsentation renommierter Anbieter und abschließendem Golfturnier. Diese Event-Bausteine sind im Anschluss auch für Privatreisen von Einzelkunden buchbar. Nur ganz eigene Individual-Reisen voller Extra-Würste, die arbeitet M.Select nicht aus, sondern gibt diese Wünsche ebenfalls ans unternehmenseigene Reisebüro weiter. Dazu fehlt ganz einfach die Manpower: "Im Moment sind wir noch zu zweit, aber wir suchen jetzt neue Mitarbeiter", so Schwerdtfeger. "In drei bis vier Jahren wollen wir schon eine Mannschaft von etwa zehn Personen sein." Warum er nicht einfach auf das große MICE-Team von Marbet zurückgreift? "Die M.Select-Mitarbeiter sollen der Marke ein ganz eigenes Gesicht verleihen und sich voll und ganz auf unser spezielles Geschäftsmodell konzentrieren. Das funktioniert nicht, wenn man das 'mal eben nebenbei' macht", ist Schwerdtfeger überzeugt. Kick-off ist im September Überzeugen möchte auch er: Um M.Select in den Markt einzuführen, findet Ende September ein großes Kick-Off Event im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe statt. In zwei Umläufen werden je 150 Industriegrößen zu jeweils zwei Tagen mit prallem Erlebnis-Programm eingeladen. Auch Sportstars wie Heike Henkel und Sven Hannawald sowie einige Sterneköche werden mit von der Partie sein. Ebenfalls dabei: Namhafte nicht-touristische Luxusmarken wie Mercedes-AMG und Wempe, aber auch diverse gute Bekannte aus der Touristik.

Wenn alles gut läuft, sollen zu diesem Startschuss auch schon die ersten der zehn für 2023 geplanten Gruppen-Eventreisen buchbar sein. "Aber im Moment wache ich morgens manchmal auf und denke 'Wahnsinn, was hab ich noch alles zu tun!'", sagt Ingo Schwerdtfeger lachend. "Aber dafür, dass wir erst vor drei Monaten mit M.Select angefangen haben, sind wir doch schon sehr weit gekommen."

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