Branchenblick

Gaby Jordan Travel baut Förderschule in Indien

Nachhaltigkeit kann man in die Welt hinaus posaunen und wie ein gigantisches Werbeschild vor sich her tragen – oder sie einfach leben. Dass das gar nicht so schwer ist, hat Gaby Jordan mit ihrem Team jetzt bewiesen: In gerade einmal vier Jahren sammelten sie ausreichend Spenden, um in Indien eine Förderschule zu errichten. LuxusInsider sprach gleich nach der Eröffnung im April mit ihr – Gänsehaut-Momente inklusive.


von Iris M. Köpke

Als Inhaberin einer Luxusreise-Agentur ist man wohl eher selten unterbeschäftigt. Dass Gaby Jordan, Chefin von Gaby Jordan Travel, dennoch Zeit und Energie gefunden hat, ein Herzensprojekt umzusetzen, verdankt sie ausgerechnet der Atempause während der Pandemie. Aber von vorn: "Mir liegen Kinder sehr am Herzen, und ich wollte einfach etwas Gutes tun. Wir engagieren uns zwar auch hier vor Ort für Kinderprojekte, aber ich finde, als Reiseveranstalter muss man auch in die Ferne blicken", so die Inhaberin. Auf einem Branchenevent lernte sie Rainer Meutsch mit seiner Stiftung Fly & Help kennen, die schon mehr als 700 Schulen in Entwicklungsländern gebaut hat. Und schwupps stand die Frage im Raum: Kann man da nicht auch ein eigenes Projekt machen … ?

Man kann: Im Jahr 2021 verschickte Jordan die erste Rundmail zu "ihrer" geplanten Förderschule. Dann wurde losgesammelt: Zunächst ein bestimmter Betrag pro Buchung. Dann die Eintrittsgelder, die bei Kundenabenden zusammenkamen. Das Geld, das bei der Jubiläumsfeier der Agentur mit Tombola-Losen eingenommen wurde. Und schließlich die Möglichkeit, die 75 Euro Beratungsgebühr, die zunächst von jedem Kunden erhoben und bei erfolgter Buchung zurückerstattet wird, stattdessen zu spenden. Hinzu kamen noch größere Spenden von einzelnen Kunden – und voilà: Nach gerade einmal vier Jahren war das Geld für die Schule zusammen. "Ich hätte gedacht, dass das länger dauert", freut sich Jordan über den Erfolg.

Der anschließende Prozess war ein Crescendo: Gespannt beobachteten Jordan und ihr Team die Baufortschritte in Indien auf Fotos. Die Förderschule, bestehend aus einem großen Klassenraum für bis zu 32 Schüler und einem Lehrerzimmer, wurde Stück für Stück in der Nähe von Duddi im Bundesstaat Andhra Pradesh im Südosten Indiens zur Realität. Gerade einmal 180 Familien leben hier, das Örtchen ist, nun ja, JWD. Dennoch ließen Gaby Jordan und ihr Mann Ralph es sich nicht nehmen, zur Eröffnung im April persönlich dabei zu sein. Und selbst ein Stammkunde schloss sich an, der ebenfalls für das Projekt gespendet hatte. Ein Abenteuer für sich …

Ein hoch emotionaler Moment: Gaby Jordan und ihre Ehemann Ralph eröffnen "ihre" Förderschule in Indien.

"Wir sind ewig gefahren und standen dann auf einem Feld mitten im Nirgendwo. Irgendwann kam ein Motorrad angefahren und hat uns ins Dorf geführt, wo wirklich alle auf den Beinen waren – Alt und Jung", erinnert sich Agentur-Chefin Jordan gerührt. "Alle standen um die neue Schule herum, haben gewunken und gesungen. Wir haben kleine Reden gehalten und im Anschluss haben die Dorfbewohner darauf bestanden, die Kekse, die wir ihnen eigentlich als Geschenk mitgebracht hatten, mit uns zu teilen – sie wollten sich mit einer kleinen Geste der Dankbarkeit revanchieren." Okay, wow – und wie hat sich das angefühlt? "Einfach nur unglaublich! Es war sehr emotional, ich hätte am liebsten jeden einzelnen in die Arme genommen".

Das beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit, denn Jordan war nicht mit leeren Händen angereist: Vier Koffer kamen mit, drei davon prall gefüllt mit Fußbällen, Springseilen, Stofftieren, Haarspangen … "Jedes Mal, wenn ich etwas herausgenommen und hochgehalten habe, ging ein Raunen durch die Menge", erzählt sie gerührt. "Diese Förderschule ist natürlich kein riesiges Projekt, aber auch mit kleinen Dingen kann man etwas bewegen", so Jordan. Das Investment im fünfstelligen Bereich hatte sie gezielt gewählt, um eine möglichst zeitnahe Umsetzung ihres Projekts zu gewährleisten.

Und wie geht's jetzt weiter? Die Schule entstand in Zusammenarbeit mit der Vicente Ferrer Stiftung Indien. An sie wurde das Gebäude übergeben, sie kümmert sich ab sofort um das Einstellen und Bezahlen von Lehrkräften sowie um die Instandhaltung des Gebäudes, das von den Einheimischen auch als abendlicher Versammlungsort genutzt werden kann.

Klingt alles großartig, aber eine wirtschaftliche Frage sei erlaubt: Hat diese Aktion denn auch im Business-Bereich etwas gebracht – neue Kunden oder mehr Umsätze vielleicht? "Dazu hätten wir stärker damit trommeln müssen", sagt Jordan. "Aber ich finde es heutzutage einfach wichtig, dass man sich gemeinnützig engagiert. Es fühlt sich auch für einen selbst richtig gut an, gerade wenn man sich im Nachhinein die Bilder und Videos noch mal anschaut."

Und wie geht's jetzt weiter? "Wir haben uns gerade entschieden, was wir als nächstes angehen wollen", verrät Jordan geheimnisvoll. Und lässt sich dann doch ein kleines bisschen in die Karten gucken: "Gewonnen hat Namibia!"

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