Ausprobiert: Miavana by Time + Tide
Das Glück hat Kulleraugen: Auf der Tropeninsel Nosy Ankao sind Lemuren die heimlichen Stars. Neben den Walen, den Schildkröten, den Chamäleons und den farbenfrohen Korallen, natürlich. Warum Sie Ihre Kunden nicht stattdessen einfach auf die altbewährten Malediven einbuchen sollten? Weil dieses Madgaskar-Erlebnis eine ganz einzigartige Magie der Authentizität entfacht.
Ein Erlebnisbericht von LuxusInsider-Chefredakteurin Iris M. Köpke
Die Anreise
Ja, man muss schon wirklich hierher wollen: Satte 27 Stunden war die Autorin dieser Zeilen aus Europa unterwegs, bis sie erstmals den Sand Miavanas unter den Füßen spürte. Die meisten Gäste reisen wie ich über Nosy Be ein – und flutschen Dank VIP Arrival (unbedingt dazubuchen!) im Nullkommanix mit einer persönlichen Begleitung des Resorts durch Einreise und Zollkontrolle. Smooth! Noch angenehmer geht es, wenn Ihre Kunden nach Johannesburg fliegen und dort einen Privatflieger nach Nosy Be oder Diego Suarez nehmen. Dann, und darauf sollte man seine Kunden vorbereiten, geht es direkt wieder in die Luft – und zwar in einem der zwei türkis-weiß gestreiften Miavana-Helikopter. Geflogen wird er von einem der beiden resorteigenen Piloten, gewartet vom eigenen Time + Tide Team. So können Qualität und Sicherheit konsequent hoch gehalten werden.
Gut eine Stunde dauert der Helikopterflug – und ist dabei von einem Transfer so weit entfernt wie nur denkbar. Augenrollen beim Kunden über „noch einen Flug“ können Sie also direkt kontern: Das ist ein Heli-Ausflug, für den man anderswo viel Geld bezahlen würde. Auf dem Rückflug wird zur Abwechslung sogar explizit eine andere Route geflogen. Und es ist keine Sekunde langweilig: Schon zwei Minuten nach dem Abheben schweben wir über einem Trio majestätischer Buckelwale – was für ein unglaublicher Anblick aus dieser Perspektive! Ich scheine urplötzlich etwas im Auge zu haben…
Dann geht es einmal quer über die Hauptinsel. Begeistert mache ich Fotos von ausgedehnten Mangrovenwäldern, quietschgrünen Reisfeldern, traditionellen Dörfern, kleinen Zebu-Herden und sogar von einigen der ikonischen Baobab-Bäume. Pilot Hein zeigt und erklärt seine Wahlheimat Madagaskar mit spürbarer Hingabe. Als wir auf dem Heli-Pad von Nosy Ankao landen, habe ich schon ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
Das Resort
Miavana befindet sich auf einem kleinen Archipel in Privatbesitz vor der Ostküste Madagaskars. Das 2017 eröffnete Resort liegt auf Nosy Ankao, der größten der fünf Inseln (7 x 1,5 km), die es lediglich mit zwei Einheimischen-Dörfern und neun neugierigen Kronenmakis teilt. Es gibt insgesamt 14 Villen mit einem (8) oder zwei (6) Schlafzimmern. Schaut man sich den Protagonisten im Hintergrund an, wird einem einiges klar: Hinter Miavana steckt Thierry Dalais, der einst mit North Island Furore machte. Nun tobt er sich in Afrika aus und verfolgt mit neun Safari Camps in Sambia und Miavana in Madagaskar sein erklärtes Ziel, Naturparadiese zu schützen, zu erhalten und sie für Gäste zu erschließen, die seine Begeisterung dafür teilen. Tatsächlich ist es so, dass seine Time + Tide Foundation einen größeren Teil des Unternehmens einnimmt, als der touristische Part. Entsprechend erleben Gäste auf Miavana eine ursprüngliche, kaum berührte, ja fast rohe Natur – ausgepolstert mit jeglichem Komfort, solange dieser dem Naturschutz nicht auf die Füße tritt.
Die Villen
Ich habe Platz. Großfamilienmäßig viel Platz. Macht Sinn, denn die meisten Miavana-Gäste reisen in Grüppchen von vier bis sechs Personen an. Ich residiere in Villa 2 und verfüge über einen sehr großzügigen Wohnbereich mit offener (Butler-)Küche sowie über zwei Schlafzimmer mit Ensuite-Vollbädern und durch einen Vorhang abgetrennte Toiletten. Ich verliebe mich auf Anhieb in den Garten mit Privatpool, Liegen unter Schatten spendenden Bäumchen und diversen Sitzgruppen. Zum Puderzucker-Traumstrand sind es wortwörtlich nur fünf Schritte (die allerdings so muschelgespickt sind, dass das Resort einem Badeschuhe zur Verfügung stellt). Die üppige Vegetation sorgt für uneingeschränkte Privatsphäre.
Erstes Blitz-Fazit: Hier wurde Indoor-Outdoor-Living perfekt umgesetzt. Dank bodentiefer Glastüren, die von meinen bienchenfleißigen Butlerinnen Bintang und Nadia jeden Morgen aufgeschoben werden, gehen alle Bereiche fließend ineinander über – erstaunlicherweise ohne dass es innen brüllend heiß wird.
Das Design ist genau mein Ding: Die Villen wurden aus hellem Stein und warmem Holz erbaut, sämtliche Stoffe und Möbel sind entweder cremefarben oder in leuchtendem Türkis, was einen sofort an die Farbe des Meeres vor der Tür denken lässt. Diese CI wird knallhart durchgezogen, und das nicht nur bei den türkis-weiß gestreiften Helikoptern. Poolhandtücher, Vorhänge, Kuscheldecken, Outdoor-Sitzkissen? Yep, alles türkis-weiß gestreift. Die Shirts der beiden Jungs, die beim Whale Watching das Speedboat steuern? Sie ahnen es bereits. Selbst die Couch und die Smeg-Küchengeräte fügen sich hübsch türkis in die Farbpalette ein.
Etwas weniger "mein Ding" ist die Tatsache, dass Teile der Villa richtig offen sind: der gemauerte Dusch"turm" hat kein Dach, und Teile des Badezimmers haben Holzlamellen mit breiten Ritzen, aber weder Fenster noch Fliegengitter. Ein Grund zur Sorge für die Frau mit der Mückenstich-Allergie und der Spinnenphobie. Spoiler: Ob es an der Jahreszeit liegt oder an den rein biologischen Anti-Mücken-Mitteln des Resorts, ich sehe jedenfalls kein einziges Krabbeltierchen während meines Aufenthalts und werde auch nicht gestochen. Wunderbar!
Die Kulinarik
Es geht gut los: Die umfangreiche Frühstückskarte hat lokale Spezialitäten wie Dosa-Pfannkuchen aus madegassischem Reis ebenso wie internationale Klassiker, etwa Shakshuka und French Toast. Alles mega-lecker! Mittags und abends kann man wahlweise Tapas, Holzofen-Pizza oder vom täglich wechselnden À-la-Carte-Menü bestellen. Und wem das immer noch nicht reicht, der wird garantiert auf dem Terrace Menu fündig, auf dem sich die üblichen Verdächtigen internationaler Hotel-Speisekarten tummeln: Burger, Club Sandwich, Spaghetti Bolognese und Co. Serviert werden die Mahlzeiten wahlweise im einzigen Restaurant des Resorts oder in der eigenen Villa. Obacht in der hübschen Strandbar! Aus einem Cocktail werden hier dank eifrigem Service schnell mal zwei oder drei, wenn man nicht explizit STOP! sagt.
Da es nur ein Restaurant (Foto) gibt, legt Resort Manager Craig viel Wert darauf, die Mahlzeiten zum Erlebnis zu machen. Bush-Dinner unterm Sternenhimmel, Private Chef Experience oder Beach BBQ, anyone? Auch ein Crab Shack für entspanntes Schalentier-Schlemmen ist für 2023 in Arbeit. Mein Tipp: Sollte man Ihren Kunden das von Chef Ishal am Tisch zubereitete Omakase Dinner mit frisch vor der Insel gefangenem Fisch anbieten – zusagen!!!
Der Service
Bei Ankunft an der Villa werde ich von meinen beiden Butlerinnen Bintang und Nadia begrüßt. Beiden strahlt die aufrichtige Herzlichkeit aus jedem Knopfloch, hochprofessionell sind sie sowieso. Allerdings auch ein bisschen streng, wenn ich mich ihrer Meinung nach nicht ausreichend durch die Speisekarte probiere…
Alles läuft reibungslos: Nach jedem Ausflug steht Bintang mit einem kühlen Handtuch bereit, auf meine What's-App-Nachrichten antwortet sie prompt. Richtig fette Pluspunkte sammelt sie dann an meinem letzten Tag: Die junge Indonesierin hat sich gemerkt, dass ich soooo gern mal ein Chamäleon in freier Wildbahn sehen möchte. Und als sie auf einem ihrer Botengänge eins entdeckt, lässt sie mich blitzschnell über die Rezeption informieren und bewacht den schuppigen Verwandlungskünstler mit Adleraugen, bis ich da bin und ihn auch bestaunen kann. Hach!
Am Vorabend meiner Abreise bereiten meine beiden guten Feen sogar ein Verwöhn-Schaumbad als Überraschung für mich vor – eisgekühlter Weißwein und mein mit Blütenblättern geschriebener Name inklusive. Kann ich die zwei bitte mitnehmen… ?!
Generell gilt, dass alle Teammitglieder stets sehr genau zuhören und bestens informiert sind. Jeder scheint meine Vorlieben und Unverträglichkeiten zu kennen, Extra-Wünsche werden prompt umgesetzt. Lustigerweise scheint das aber erst ab 10 Uhr zu gelten: An allen drei Tagen geht die Frühstücksbestellung schief. Aber die kleinen, seltenen Missverständnisse werden sofort eifrigst und charmant behoben. Sehr herzig: Jedes Mal, wenn ich mit meinem Golf Buggy irgendwo hinfahre und diesen stehen lasse, parken dienstbare Geister ihn klammheimlich so um, dass ich nicht rückwärts ausparken muss, wenn ich wieder losfahren möchte. Nicht nötig, aber niedlich!
Das Spa
Es gibt keins – somit ist die Geschichte zum Spa schnell erzählt. Was es aber gibt, ist ein umfangreiches und sehr verlockend klingendes Spa-Menü. Allein zehn verschiedene Massagen stehen zur Auswahl, hinzu kommen die Packages "Miavana Escape" (4 Stunden) und "Miavana Journey" (6 Stunden), die verschiedenste Anwendungen mit Yoga und einem Power-Vitamin-Shot kombinieren. Verwendet werden lokale Produkte wie etwa Baobab-Öl und frische madegassische Limetten. Ich bin über die fairen Preise erstaunt – hier wird die Robinson-Crusoe-Situation des Gastes nicht ausgenutzt. Und so entscheide ich mich für die einstündige Miavana Seashell Massage für 135 US-Dollar. Nun ja, die hübschen, großen Tigermuscheln spielen dann doch nur eine Gastrolle, aber die Massage in meiner eigenen Villa durch Spa-Therapeutin Ami ist definitiv empfehlenswert.
Die Aktivitäten
Miavana ist kein (reines) Strandurlaubsziel – das wäre bei den sensationellen Erlebnis-Möglichkeiten in der Natur auch viel zu schade. Trotzdem sind die Wassersport-Möglichkeiten natürlich großartig – insbesondere Kitesurfer lieben die zuverlässige steife Brise, die an sechs Monaten im Jahr weht (und der ich drei Bad Hair Days zu verdanken habe).
Kajak-Tour durch die Mangrovenwälder oder Tauch-Abenteuer gefällig? Das Schicksal hält mich persönlich zwar vom Schnorcheln ab, aber jeder, der über die unberührte Unterwasserwelt Miavanas spricht, gerät sofort ins Schwärmen. Und ich hätte wohl lieber im Dezember kommen sollen: Dann schlüpfen die Baby-Schildkröten! Viele Gäste schweben überdies mit dem Helikopter zur Hauptinsel Madagaskars und besuchen Klassiker wie den Ankarana Nationalpark, das Black Lemur Camp und die berühmte Vanille-Plantage Floribis.
Ich darf die Erfahrung machen, wieviel man allein auf der Miavana-Insel Nosy Ankao erleben kann. Nach einer kurzen, hochspannenden Einführung im Kuriositäten-Kabinett des Hotels mit irren Fundstücken aus ganz Madagaskar geht's los mit Whale Watching, bei dem ich leider nur hier und da eine winkende Flosse in den Wellen entdecke. Dafür planscht am nächsten Morgen beim Frühstück eine Walmutter im Meer direkt vor meiner Nase ausgiebig herum.
Weiter geht's mit einer Quad-Tour zum alten Leuchtturm der Insel (Foto). Die Wege sind dafür bestens geeignet: Gerade holprig genug, um richtig Spaß an der Offroad-Sause zu haben, aber dennoch nicht ernsthaft gefährlich. Das alte Schifffahrtszeichen symbolisiert die Erlebnispalette bei Miavana perfekt: Der Leuchtturm ist total rostig, die steilen Leitern ohne "Netz und doppelten Boden", die Fenster auf der obersten Plattform teilweise herausgebrochen, so dass der heftige Wind einen voll erwischt. Hier ist nichts glattgeschmirgelt, nichts Disney-mäßig weichgespült. Und das ist auch gut so: Authentischer wird ein Sundowner nicht. Apropos: Die Sonnenuntergänge auf Miavana dürften mit ihrem Farbspiel selbst das unromantischste Herz dahinschmelzen lassen.
Absolut authentisch ist auch mein Besuch im Einheimischen-Dorf Ampasimangidy unweit des Resorts. In traditioneller Bauweise errichtet leben die Menschen hier ihren normalen Alltag – nur auf den Naturschutz müssen sie Rücksicht nehmen. Die Betreiber des Dorf-Pubs servieren mir bei einer Stippvisite landestypische Tsakitsaky – kleine Häppchen, in meinem Fall Chicken, Königsmakrele und Salat aus Zwiebeln, Tomaten und Gurke. Stilecht auf Tellern zum Teilen, mit Fake-Cola und Horden hungriger Fliegen. Im Anschluss darf ich mit dem Dorfältesten Jaodimas eine Küstenfahrt im traditionellen Einbaum-Outrigger-Kanu machen. Er stakt uns durchs flache Wasser bis zu einer Gruppe vorgelagerter Inselchen und setzt dort für die Rückfahrt "Segel": einen alten, löchrigen Reissack. Momente, die man ein Leben lang nicht mehr vergisst.
Mein Highlight ist natürlich die Lemuren-Safari. Achtung: Was im Englischen "lemur" heißt, sind nicht die putzigen grauen Kattas mit ihren Ringelschwänzchen, die man sich landläufig darunter vorstellt. In diesem Fall handelt es sich um neun wild auf der Insel lebende Kronenmakis, die sich in zwei Gruppen aufgeteilt haben. Mit ortskundigem Tracker und Guide Ernest aus dem Resort geht es los. Und wir werden überraschend schnell fündig: Schon nach etwa 15 Minuten fühle ich mich im Unterholz beobachtet. Neugierige, kugelrunde Augen bestaunen jede unserer Bewegungen. Sind die süß! Ein bisschen beneide ich die nachfolgenden Gäste, denn im kommenden Monat steht bei Familie Kronenmaki puscheliger Nachwuchs an.
Die Foundation
Die Time + Tide Foundation ist ganz sicher kein Greenwashing. Gäste von Miavana zahlen zusätzlich auf den (saftigen) Übernachtungspreis noch 300 US-Dollar Conservation Fee pro Nacht. Das fließt in Natur- und Umweltschutz, in den Bau von Schulen und Kliniken sowie in die Aus- und Fortbildung von Ärzten und Lehrpersonal. Darüber hinaus wird Unterstützung speziell für Mädchen und Frauen finanziert, ebenso wie die medizinische und hygienische Versorgung der lokalen Bevölkerung. Logisch: Die Time + Tide Foundation setzt sich auch für nachhaltigen Tourismus ein. Immer mit dem Ziel, so wenig wie irgend möglich in die bestehende Natur einzugreifen. Aktuell gibt es in den Villen auch keine Klimaanlage, sondern lediglich Deckenventilatoren, natürliche Belüftung durch die spezielle Architektur und ein Cool-Breeze-System über dem Bett. Und wissen Sie was? Selbst ich hitzeempfindliches Nordlicht habe nichts vermisst. Dennoch ist Air Conditioning in Planung, ebenso wie der Ausbau der genutzten Solar-Energie von derzeit 70 auf 100 Prozent.
Fazit
Miavana ist nicht die Art von Luxusresort, in dem man sein neues Gucci-Täschchen ausführt. Kann man natürlich, beeindruckt aber dank der Top-Privatsphäre keine Seele: Während meines gesamten Aufenthalts sehe ich nicht einen Zipfel der anderen anwesenden Gäste. Das Resort bietet alles, was es auf den Malediven auch gibt – Trauminsel-Feeling, Luxusvilla mit Privatpool, Schnorchel-Paradies, Gourmet-Kulinarik – und spielt doch in einer ganz anderen Liga. Hier lehnt das Soft-Adventure definitiv eher Richtung "Adventure", hier erleben Abenteuerlustige, Aktive und Naturliebhaber Momente für die Ewigkeit. Und spüren was es heißt, wenn die Natur tatsächlich im Mittelpunkt steht und nicht der stets privilegierte Besucher. Das wunderbare Team baut täglich unzählige kleine Brücken zur Kultur und zu den Menschen Madagaskars. So authentisch kann Luxus sein!
Kontakt für Reise-Profis: Michele Leach-Lewis, Head of Sales Miavana