Branchenblick
The Niche Traveller: Beratung nur für Mitglieder
Sie hat eine klar umrissene Zielgruppe, viel persönliche Erfahrung mit deren speziellen Bedürfnissen und den Mut, mit einem für Deutschland eher ungewöhnlichen Konzept durchzustarten: Kerstin Bognár berät Kunden erst, wenn diese für eine Mitgliedschaft bei The Niche Traveller bezahlt haben. Clever – und offensichtlich auch erfolgreich. LuxusInsider durfte der Quereinsteigerin ein bisschen in die Karten gucken.
von Iris M. Köpke
Sie gehört nicht zu den Lauten in dieser Branche – und das ist auch gar nicht nötig, denn die Geschäftsidee von Kerstin Bognár spricht für sich. Als "Reise-Start-up mit Membership-Konzept" beschreibt sie ihre Online-Plattform The Niche Traveller. Das in Hamburg ansässige Unternehmen wendet sich gezielt an luxusaffine, moderne Familien mit Interesse an nachhaltigen Urlaubsreisen. Und das kommt nicht von ungefähr: Als erfolgreiche Journalistin ist Bognár jahrelang selbst um die Welt gejettet und hat traumhafte Hotels bewohnt. Bis die Kinder kamen. "Und wohin jetzt? Jetzt sind meine Bedürfnisse im Urlaub gänzlich andere", stellte Bognár damals fest. Plötzlich schienen weder aufregende Backpacking-Reisen noch klassische Fünf-Sterne-Hotels die richtige Wahl, um als Familie maßgeschneiderte Momente in Zielgebieten abseits des Mainstreams zu erleben.
Pandemie-Pause als Chance genutzt Schade nur, dass das, was sie nun wollte, nur sehr mühsam aufzutreiben war. Marktlücke entdeckt! Anfang 2020, nach Abschluss aller Vorbereitungen und kurz vor Beginn der Pandemie, gründete Kerstin Bognár deshalb The Niche Traveller. Bevor sie so richtig durchstarten konnte, kam allerdings die Corona-Zwangspause. Und mit ihr viel Zeit, ihr Konzept weiterzuentwickeln und zu verfeinern. Nun gibt das Team, das aus mittlerweile zehn Mitarbeiterinnen besteht, richtig Gas – allerdings nur für Kunden, die zuvor online eine Mitgliedschaft abgeschlossen haben. “Zum einen gibt es das Basispaket mit Onlinezugang und Einsicht in alle Unterkünfte sowie der Beratungsleistung für eine Reise, zum anderen die Premiumversion mit unlimitierter Reiseberatung und Onlinezugang. In beiden Paketen stehen den Mitgliedern exklusive Inhalte und kuratierte Produktempfehlungen auf unserer Website zur Verfügung”, so Bognár.
Und darauf lassen sich die Kunden ein? Jein. "Unsere Mitglieder finden das Konzept gut, sobald sie es verstanden haben. Aber wir müssen natürlich im Vorfeld viel erklären. Für den deutschen Markt ist es befremdlich, etwas zu bezahlen, bevor man eine Gegenleistung bekommt. Deshalb ist unsere Mitgliederstruktur bisher sehr international: Die Amerikaner sind begeistert von dem Konzept, aber auch Briten, Belgier und Schweizer scheinen weniger zu fremdeln.” Vor der "Bezahlschranke" bietet The Niche Traveller in erster Linie Inspiration: Auf Website und den Social-Media-Kanälen des Unternehmens tummeln sich traumhafte Reisebilder, die jeder User auch ohne Login bewundern kann.
Gründerin Kerstin Bognár hat für The Niche Traveller ein spezielles Membership-Konzept entwickelt.
Wird ein neuer Kunde Mitglied, rollt ihm das Niche-Traveller-Team laut Bognár "sofort den roten Teppich aus". "Unsere Kunden bekommen für ihr Geld Verlässlichkeit, quasi den Rat und die Empfehlungen der besten Freundin. Wir bieten Unterkünfte an, die die Kunden selbst nicht so leicht finden würden und leisten natürlich jegliche Hilfestellung bei der Planung der maßgeschneiderten Reise. Im Grunde genommen ist es zwar eine Reiseberatung, aber fast schon Therapie – so individuell sind die Bedürfnisse jeder einzelnen Familie." Das Ganze erfolgt übrigens ausschließlich telefonisch, per E-Mail oder Video Call. "Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, ein physisches Reisebüro zu eröffnen", so Bognár.
So richtig rollte das Geschäft natürlich erst mit Ende der Pandemie-Flaute an, obwohl auch während der Corona-Krise durchaus Reisen bei The Niche Traveller gebucht wurden. "Dies ist nun unser erstes richtiges Geschäftsjahr. Jetzt müssen wir mit unserem doch sehr speziellen Konzept natürlich erstmal viel ausprobieren, Erfahrungen sammeln und möglicherweise nachjustieren", so Bognár.
Der Start sieht jedenfalls schon mal vielversprechend aus: Das Portfolio des Luxus-Spezialisten umfasst in erster Linie Unterkünfte, die nicht über einen irrsinnig hohen Bekanntheitsgrad verfügen. "Wir sind Perlentaucher und stets auf der Suche nach neuen Geheimtipps für unsere Kunden", sagt Bognár. Entsprechend kennt ihr Team auch einen Großteil der angebotenen Häuser persönlich.
Der Schwerpunkt lag anfangs vor allem auf Europa, auch wegen der kürzeren Anreise für die Kinder und des Umweltaspekts. Doch mit dem Wachstum kamen auch andere Anfragen, so dass The Niche Traveller jetzt auch sein Langstrecken-Angebot erweitert. Dabei bleibt sich Kerstin Bognár treu: "Auch wenn das vielleicht etwas merkwürdig klingt, aber: Der Fokus liegt auf dem, was ich persönlich gut finde. Mexiko, Costa Rica, Oman und die Malediven etwa, die wir jetzt für den Winter und das kommende Frühjahr in den Mittelpunkt rücken." Und wenn ein Kunde ein gänzlich anderes Zielgebiet möchte? "Wir sagen es ganz ehrlich, wenn wir für eine Anfrage nicht über das entsprechende Expertenwissen verfügen", so Bognár.
Nächster Schritt: Wachstum Durch die Krise hat sich die Unternehmerin nicht einschüchtern lassen. "Ich bin froh, dass ich trotz allem weitergemacht habe", so Bognár. "Unser Konzept ist definitiv zukunftsträchtig, weil Online-Möglichkeiten und persönliche Beratung Hand in Hand gehen." Und das ist noch lange nicht alles: "Ich habe so viele tolle Ideen, aber ich muss natürlich einen Schritt nach dem nächsten gehen und sehen, wie das von den Kunden angenommen wird."
Bislang scheint das Feedback auf jeden Fall positiv zu sein: "Unsere Kunden sind durchweg sehr happy – auch diejenigen, die anfangs eher ungehalten waren, weil es ihnen gar nicht schnell genug gehen konnte", zieht Bognár ein erstes Fazit. Der nächste Schritt auf ihrer To-Do-Liste: neue Mitarbeiter einstellen. Dass das nicht unbedingt einfach wird, ist ihr vollkommen klar: "Aber deswegen kann ich es ja nicht gar nicht erst probieren. Und bisher hatten wir immer Glück und haben tolle Leute gefunden!".
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