Ausprobiert: Beond
Der Markteintritt verlief zwar etwas holprig mit dem schnellen Rückzug aus dem Münchner Hub, aber die Idee einer reinen Business-Class-Liniengesellschaft für den DACH-Markt bleibt grandios. Wie ist es wohl, in einem schicken, kleinen Jet nach Dubai zu düsen – oder sogar bis zu den Malediven? Und wie haben sich inzwischen die Zusammenarbeit mit den Reisebüros und der Service rund um den Flug entwickelt? LuxusInsider hat es getestet und bringt die aktuellsten Infos direkt im Business-Class-Gepäck mit nach Hause.
Ein Flugerlebnis-Bericht von LuxusInsider Director of Business Development Melanie Haaß
Die Airline
Seit November 2023 sorgt die maledivische Airline mit Sitz in Dubai für frischen Wind im Business-Class-Segment. Gegründet von drei visionären Unternehmern mit Kranich-Vergangenheit und gestartet mit einer A319 mit 44 Full-Flat-Sitzen, bietet die kleine, feine Airline seit September auch mit einer zweiten Maschine (ein Airbus A321 mit 68 Sitzen) ein exklusives Flugerlebnis via Dubai auf die Malediven. Bis Anfang 2025 soll die Flotte auf fünf Flieger wachsen.
Ab München hebt man mittwochs und sonntags um 21:40 Uhr ab und landet um 12:30 Uhr (+1), der Rückflug erfolgt an denselben Tagen um 13:05 Uhr, Ankunft um 20:40 Uhr. Zürich bietet dienstags eine Verbindung um 16:35 Uhr mit Ankunft um 07:40 Uhr (+1) und freitags um 19:40 Uhr mit Ankunft um 10:45 Uhr (+1). Der Rückflug: montags als Nachtflug und freitags als Tagesflug. Ergo sind das keine klassischen Wochenaufenthalte, sondern fünf, sechs, neun oder zehn Nächte.
Zugegeben, der etwa einstündige Tankstopp in Dubai (DWC) mag etwas leidig sein, aber mal ehrlich – immer noch viel entspannter, als sich mitten in der Nacht an einem chaotischen Mega-Airport durch Menschenmassen zu kämpfen.
Die Kabine
I like schon beim ersten Blick! Reinkommen und wohlfühlen: Im Gegensatz zu vielen anderen Flugzeugen verbreiten die hellen Farben der Wände und die luftige Bestuhlung ein wunderbar leichtes und freies Gefühl. Das Design macht seinem Namen alle Ehre – es ist stilvoll, edel und dennoch angenehm unaufdringlich. In der luxuriösen Ein-Klassen-Gesellschaft genießt man eine relaxte Deluxe-Atmosphäre, in der man ganz unter sich ist. Bereits beim Platznehmen und es sich gemütlich machen mit allem, was da so parat liegt, wird man persönlich mit Namen begrüßt. Und während die Dame von Welt dazu einen gesunden Smoothie wählt, wird sie gefragt, welches Getränk sie nach dem Start genießen möchte.
Die Kabine bietet 44 Full-Flat-Liegeplätze in einer 2-2-Konfiguration und ist damit ideal für Paare und Familien, was auch genau der Zielgruppe der Airline entspricht. Ein fest installiertes Entertainmentsystem gibt es nicht, dafür erhält jeder Gast ein iPad Pro, auf dem eine Auswahl an Filmen bereitsteht, um den Flug wie im Fluge vergehen zu lassen.
Der Sitz
In den eigens von Poltrona Frau für Beond kreierten hellen Ledersitzen zeigt sich das italienische Luxus-Design par excellence. Beim Gedanken an die heavy-used Stoffe so mancher Business-Class-Sitze kribbelt es mich in meinem so schön neu und sauber anmutenden Sitz und Bettchen für die nächsten zwölf Stunden. Alle Annehmlichkeiten für den Flug liegen bereits beim Boarding parat – das übrigens super fix und so herrlich ohne Gedrängel geht: eine Wasserflasche, Kissen und Samtdecke (dünnes Linienflieger-Plaid weit gefehlt), Amenity Kit, iPad und Kopfhörer. Was mir fehlt, ist ein Stauraum für meine Handgepäcktasche, ich habe einfach gern alles in greifbare Nähe und trotzdem ordentlich verstaut. Auf der anderen Seite freue ich mich darüber, dass hier endlich mal jemand mitgedacht hat und nicht nur Strom-Anschlüße für Stecker und / oder USB hat, sondern ich kann sogar direkt meinen Laptop und das iPhone per USB-C laden. Dass das Sinn total macht, merke ich, als ich später zwischendurch auch mal meine Beond-Inflight-Ausstattung laden muss.
Geht es ans Relaxen und somit einen der Hauptgründe für einen Flug in einer höheren Klasse, macht Gast sich an die Knöpfchen in der Innenseite des Sitzes. Für alle bis 1,90 Meter Körpergröße ist die Full-Flat-Sitzkonstruktion mit der kleinen, seitlichen Ausbuchtung zum Ausstrecken am Vordersitz fein. Für größere Kunden sollten Sie versuchen, einen der acht Ottomanensitze in der ersten und in der Notausgang-Reihe zu buchen. Kosta quanta 150 EUR/CHF zusätzlich im Delight-Tarif, 100 in den beiden höheren Tarifen. Und um noch bequemer schlafen und liegen zu können, bereitet man mir mein Bett samt Matratzenstopper, während ich mit der Dame in der Reihe hinter mir einen Schlaftrunk genieße.
Der Service
Vor dem Flug: Wer es besonders komfortabel mag, kann den Limousinen-Service von Blacklane dazubuchen – oder ihn ab dem teuersten der drei Tarife sogar inklusive genießen. In Zürich habe ich Zugang zu einer der beiden Aspire Lounges. Ich wähle die Lounge im Bereich D, da sie am nächsten zum Abflug liegt. Ein großartiger Beond-Service erwartet mich: Gäste werden hier 15 Minuten vor dem Boarding abgeholt, durch die Passkontrolle begleitet und direkt zum Gate gebracht. Noch kurz einsteigen – und schon hebt man ab.
An Bord wartet bereits das Amenity Kit auf mich, das fast alles Übliche enthält. Pluspunkt: eine dick-samtige Schlafmaske und ein frisches Kissen-Duftspray – mein persönliches Highlight. Was mir allerdings fehlt, sind warme Socken für meine chronisch kalten zarten Füßchen. Doch die schicken schwarzen Beond-Hausschuhe machen das wieder wett.
Statt eines fest verbauten Monitors bekomme ich ein voll aufgeladenes iPad Pro, ausgestattet mit allem, was man von modernen Inflight-Entertainment-Systemen erwartet: Filme, Podcasts, Zeitungen, Fluginformationen und mehr. Keine Sorge, ich muss es nicht den ganzen Flug über in der Hand halten. Dank eines Klappdeckels lässt es sich auf der Mittelarmlehne abstellen, oder ich kann einen ausfahrbaren „Arm“ nutzen, um das iPad dort einzustecken. Für 2025 plant Beond, als erste Airline das IFE mit Apple Vision Pros auf ein völlig neues Level zu heben.
Dann trifft es mich jedoch wie eine Schock-Berührung vom „eiskalten Händchen“ aus der Addams Family: Kein WiFi an Bord?! Einer dienstreisenden Dame wie mir bricht der kalte Angstschweiß aus, denn der Plan, die dringenden Punkte eins bis zehn meiner To-Do-Liste abzuarbeiten, löst sich in Luft auf. Für manche Urlauber und damit die Hauptzielgruppe der Airline, die es geschafft haben, vorher alles Wichtige zu erledigen oder zu delegieren, mögen die knapp zwölf Stunden ohne Netz ein wahrer Segen sein – für mich sind sie geradezu ein Fluch.
Der Service an Bord ist jedoch wunderbar individuell: Ich werde stets mit Namen angesprochen und regelmäßig gefragt, ob ich etwas benötige oder wünsche und wenn ich die Augen schließe, lässt man mich in Ruhe entspannen.
Das Catering
Das Catering ist definitiv eine der Parade-Disziplinen von Beond. Weshalb Gäste übrigens inzwischen in die Aspire Lounge gebracht werden und nicht mehr in die First-Class-Lounge, in der sich die ersten Beond-Gäste immer schon zu satt gegessen haben. Keine klappernden Servierwagen und kein Gedränge im Gang, stattdessen persönlicher und herzlicher Service. Das dreigängige Menü, das ich dann schlemmen kann, wann es mir beliebt, wird stilvoll am Platz auf edlem Designer-Porzellan serviert und lässt bei mir keine Wünsche offen: Zur Vorspeise stehen drei köstliche Optionen zur Auswahl, während bei Hauptgang und Dessert sogar vier Variationen zur Verfügung stehen. Vor dem Abheben wird mir ein Willkommensdrink gereicht – drei gesunde Smoothies stehen zur Wahl.
Kleine Glückgluckser entlockt Freunden des gepflegten flüssigen Genusses die grandiose Premium-Getränkekarte: vom Piper Heidsieck Champagner, auf Wunsch auch als Mimosa oder Kir Royal, über die klassischen Mix-Getränke mit hochwertigen Marken wie Tanqueray No. 10 und Vodka Ciroc. Außer an Bord eines großen Fliegers mit hauseigener Bar habe ich noch keinen Cocktail on air gemixt bekommen und kann dem – übrigens vorzüglichen – Vodka Spritzer mit Passion Flower Green Tea nicht widerstehen.
Der Verkauf
Auf dem Hinweg erreicht man die Abfüge gut auch per Anschlußflug, auf dem Rückweg dürfte es für alles was nicht im Umkreis von MUC oder ZRH wohnt, schwierig werden. Ansatz: Bietet dem Kunden direkt einen netten Stop-Over in Zürich mit an. Der Flughafen ist stadtnah und Zürich ja auch immer eine Reise wert!
Es gibt drei Tarife: Delight, Bliss und Opulence. Bei allen inklusive sind mindestens 40 Kilo Reisegepäck, 10 Kilo Handgepäck und Fast Track. Ab Bliss kommt dann noch der Lounge-Zugang hinzu und Opulence inkludiert on top noch den Premium-Transferservice. Der Eckpreis liegt mit roundabout 2.200 Euro return (ohne Anschlussflug) deutlich unter den bisherigen Malediven-Playern.
Ein paar offene Worte: Der Start war mit dem Downgrade der München-Verbindung auf eine saisonale Anbindung und den damit verbundenen, zahlreichen Stornierungen echt holprig. Inzwischen und pünktlich zur anstehenden Hochsaison im Inselparadies ist München wieder am Start. Und mit dem „Commercial Promise“ und der damit verbundenen Garantie auf eine Business-Class-Umbuchung (nach Verfügbarkeit) oder alternativ einem Eco-Ticket bei voller Rückerstattung des ursprünglichen Ticket-Preises (also kostenfreie Anreise!) oder einem Reisegutschein baut Beond wieder Vertrauen im potenten süddeutschen Markt auf. Da sind wir aber auch beim Manko für alle nördlich des Weißwurst-Äquators: kein Interline, also müssen Anschlussflüge separat gebucht werden. Ergo gibt's kein Durch-Checken, lange Übergangszeiten und die Gefahr der Veranstalterhaftung.
Buchbar sind die Flüge aktuell über Amadeus, noch in Q4 soll Beond auch über Travelport und Sabre buchbar werden.
Die Experiences
Sind Ihre Kunden gut zu Fuß? Dann empfehle ich Ihren Kunden eine VIP-Tour mit Concierge Fabian Hermann. Je nach Interesse der Gäste bringt er sie zu Wunschplätzen oder zeigt seine eigenen Münchener Favoriten. Immer im Gepäck: Geballtes Wissen über die Stadt und ihre Besonderheiten. Klar, als gebürtiger Münchner hat er die natürlich drauf. Mir hat er beispielsweise gezeigt, wo es die besten Leberkas-Semmeln gibt (Zum Augustiner, direkt in der Küche) und wer die besten Süßspeisen (Café Frischhut) anbietet. Dazu hat er Münchener Bier samt Koenigshof-Krug durch die Stadt getragen. Wer gern in einem bestimmten Restaurant oder einer angesagten Bar zum Promi-Spotting einkehren möchte, sollte das zwecks Reservierung vorher anmelden. Da das Hotel noch ziemlich neu ist, sind die Experiences noch im Aufbau. Geplant sind verschiedene sogenannte Epicurian Moments. Schon jetzt können Gäste in kleiner Gruppe in der Küche des Greta Oto mit den Köchen den Kochlöffel schwingen – Mega-Ausblick aus den bodentiefen Fenstern inklusive. Besondere Shopping-Erlebnisse After Hours sind ebenfalls in Planung.
Fazit
Eines vorweg: Es ist schon echt geil! Das hat Privatjet-Feeling (und ich bin schon im “echt privaten“ Privatjet geflogen)! Bisher spaltet Beond ein wenig die Gemüter der Reiseverkäufer. Sicher gibt es Contra-Punkte, aber eben auch einige Pros. Und für Reise-Spezis südlich des Weißwurst-Äquators dürfte es einfacher sein, Buchungen zu platzieren, als für Nordlichter. Mit der Reduzierung der München-Connection auf eine saisonale Anbindung kurz nach Einführung haben sie sich keinen Gefallen getan, aber einmal an Bord überzeugt das Produkt mit ein paar kleinen Einschränkungen total. Und wenn die ersten Stolpersteine ausgemerzt sind und man den sehr wettbewerbsfähigen Eckpreis bedenkt, hat die Airline nicht nur eine Chance verdient, sondern bietet mit ihrem stilvollen Konzept ein riesiges Potenzial.
Kontakt für Reiseprofis: Lukas Hofmeister, Regional Sales Manager Europe