Doppel-Interview

Das Aus der Booking Engine von Loop Plus sorgt für Gesprächsstoff in der Branche. LuxusInsider hat mit den beiden Unternehmern gesprochen, die diese Entscheidung getroffen haben. Hier teilen sie ihre Gründe und wie es derzeit in ihnen aussieht.

Silvio Rebmann, CEO & Founder Cube Travel

LuxusInsider: Die wichtigste Frage zuerst: Weshalb haben Sie sich dafür entschieden, die Booking Engine von Loop Plus einzustellen?

Astrid Oberhummer: Unser Ziel bei Loop Plus war es von Anfang an, die Reisebranche durch innovative Lösungen und echten Mehrwert zu verbessern. Nach sorgfältiger Evaluation haben wir festgestellt, dass der operative Aufwand für die IBE in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen stand. Die unterschiedlichen Anforderungen der beteiligten Parteien sowie Verständnis für die Komplexität des Systems führten zu Herausforderungen in der Umsetzung. Es ist Teil unseres Anspruchs, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und stets das Beste für unsere Kunden und Partner zu erreichen. Die innovative B2B-Plattform Loop Plus steht trotzdem vor einer spannenden Weiterentwicklung: In den kommenden Monaten wird sie um eine Vielzahl nützlicher Funktionen erweitert, welche die Effizienz und Vernetzung innerhalb des exklusiven Netzwerks auf ein neues Niveau heben. Übrigens: Loop Plus mit einer Booking Engine zu versehen, war keine unternehmerische Entscheidung – es war der Wunsch der Agenturen für Hotels, die nicht über Veranstalter buchbar sind. Aber man muss als Unternehmer auch einfach mal mutig sein!

Silvio Rebmann: Da gab es diverse Faktoren. Der wichtigste ist sicher, dass der ROI voraussichtlich nicht in dem Maß erfolgen würde, wie ursprünglich erwartet. Wir haben beide schon alle Hände voll mit unserem eigenen Tagesgeschäft zu tun und müssen entscheiden, wo wir unsere Ressourcen am sinnvollsten einsetzen. Und ich möchte nochmals festhalten, dass wir mit Loop Plus nicht angetreten sind, um Millionäre zu werden, sondern weil wir die Branche weiterbringen wollten, indem wir die Distribution verändern. Ich halte die Booking Engine nach wie vor für eine gute Idee, aber manche Herausforderungen konnten wir nicht bewältigen, etwa die sehr veralteten GDS-Systeme, auf denen die Technik basiert, da es aktuell keine wirklichen technischen Alternativen in der Direkt-Distribution gibt. Da kann man noch nicht mal Kinder vernünftig einbuchen, was einfach zu Unsicherheiten führt und für eine erhöhte Komplexität sorgt, wenn man das nicht tagtäglich via GDS macht! Auch das Thema Provision war komplexer als erwartet, und mit dem Laden vernünftiger Raten haben sich die Hotels extrem schwer getan. Vielleicht waren wir einfach zwei Jahre zu früh dran mit dem Produkt, aber wir entwickeln unsere eigene IBE, von der Loop Plus eine abgewandelte Version ist, stetig weiter. Von daher ist die Idee noch nicht erschöpft, sondern wir aktivieren Sie ggf. zu einem passenderen Zeitpunkt wieder.

LuxusInsider: Wie lange haben Sie über diese Entscheidung nachgedacht? Oberhummer: Das war ein relativ schneller Prozess. Man muss sich einfach nur die Zeit nehmen, einmal alle Zahlen und Fakten zusammenzutragen und eine SWOT-Analyse durchführen, dann sieht man alles, was man wissen muss, auf einen Blick. Wir hatten im Juni bereits eine Evaluation der Gesamtsituation vorgenommen und jetzt erneut. Wichtig war uns auch, dass wir zu diesem Zeitpunkt niemandem finanziellen Schaden zugefügt hatten: Bislang durften alle die Booking Engine kostenlos testen, wir haben keine Rechnungen verschickt. Die Loop-Plus-Plattform als Online-Netzwerk bleibt natürlich erhalten. Dort sind mittlerweile rund 500 Agenturen und 500 Hotels registriert, und dieser Service wird irgendwann kostenpflichtig werden. Loop Plus wird ja künftig noch mit vielen weiteren Dingen angereichert werden, etwa Pep-Raten oder Einladungen zu Fam Trips. Rebmann: Keiner von uns hat sich diese Entscheidung leicht gemacht. Wir haben das jeweils im eigenen Unternehmen intern intensiv diskutiert. Und wir haben den Faktor Zeit gegen mögliche Erlöse gestellt. Die endgültige Entscheidung haben wir dann gemeinsam ganz schnell getroffen, da waren wir uns sofort einig.

Astrid Oberhummer, CEO & Founder Lobster Experience

Screenshot Loop Plus

Loop Plus bleibt live – nur eben ohne Booking Engine. Sowohl Reiseberater als auch Anbieter können sich aktuell noch kostenlos anmelden und die Netzwerk-Möglichkeiten nutzen. Nach Angaben von Lobster Experience sind derzeit rund 500 Travel Agents und ebenso viele Supplier auf Loop Plus aktiv.

Zur Loop Plus Community

LuxusInsider: Und wie fühlen Sie sich jetzt mit der Entscheidung? Oberhummer: Ich sehe das ganz sachlich und verspüre keine Enttäuschung. It is what is is. Natürlich haben wir Geld in den Sand gesetzt, aber das ist normales unternehmerisches Risiko. Und wir bekommen sehr schönes Feedback aus der Branche mit dem Tenor "Danke, dass Ihr so mutig gewesen seid! Die Loop Plus werden wir weiterhin nutzen." Für uns ist das kein Versagen, das ist einfach ein Produkt, was halt nicht gelaufen ist.

Rebmann: Es fühlt sich weder gut noch schlecht an – aber es fühlt sich richtig an. Es hat einfach nicht sollen sein, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

LuxusInsider: Es gab ja durchaus auch Player in der Branche, die Sie plötzlich als Mitbewerber gesehen haben. Inwieweit hat diese Kritik Ihre Entscheidung beeinflusst? Oberhummer: Gar nicht. Denn wir finden es legitim, Strategien und Geschäftsprozesse für die Buyer zu entwickeln, die für sie von Vorteil sind. Natürlich möchten wir auch gern erfolgreich sein, aber im Kern geht es darum, was für die Reisebüros, unsere Kunden, am besten ist. Wir sind aber mit allen Kritikern im Gespräch geblieben und haben weiterhin ein sehr gutes Verhältnis zu allen. Ich glaube, wir haben jetzt keine Türen geschlossen, die sich nicht wieder öffnen lassen.

Rebmann: Definitiv überhaupt nicht. Es ist aber durchaus bemerkenswert, wer uns plötzlich als Wettbewerber gesehen hat und wie emotional das teilweise vorgebracht wurde. Wir wollten niemandem Konkurrenz machen, schon gar nicht den Consortia. Jeder Reiseberater konnte ja bei der Booking Engine frei entscheiden, ob er über seine eigene IATA/TIDS-Nummer buchen möchte – dann wird das auch korrekt zugerechnet – oder über die Sammel-IATA/TIDS-Nummer von Loop Plus. Es war auch spannend zu sehen, wie manche Player gegen uns agiert haben, während Marktteilnehmer aus ein und demselben Segment sich intensiv mit uns zu einer Zusammenarbeit ausgetauscht haben. So unterschiedlich wurde das Thema aufgenommen.

LuxusInsider: Und was machen Sie jetzt mit den frei gewordenen Kapazitäten? Oberhummer: Ich nehme mal Urlaub! Mein Team sagt immer, dass ich auch mal an mich denken und eine Pause machen soll. Und ich möchte jetzt gern Golf spielen lernen – das ist eine ganz tolle Community, auf die ich sehr gespannt bin!

Rebmann: Die sind schon zu 100 Prozent verplant! Wir sind nicht traurig darüber, dass wir uns wieder ein bisschen mehr auf unser eigenes Kerngeschäft konzentrieren können – wir haben die Loop Plus ja zusätzlich zu unserem Tagesgeschäft gestemmt. Langweilig wird uns also bestimmt nicht!

Das Gespräch führte LuxusInsider-Chefredakteurin Iris M. Köpke