Ausprobiert: Alila Kothaifaru

Ein neues Malediven-Resort scheint derzeit ein Selbstgänger zu sein, denn immerhin hat der Inselstaat auch in den Pandemie-Jahren immer gern Gäste empfangen. Mit dem Alila Kothaifaru kommt jetzt wieder eine Hyatt-Marke in den Indischen Ozean. Grund genug zu testen, was dran ist am Alila-Hype. Und schnell wird klar: Wie Luxus geht, weiß man. Und wie wichtig Hospitality ist, erst recht.

Ein Erlebnisbericht von LuxusInsider Senior Editor Cathrin Lührs

Die Lage

Ziemlich weit oben im Norden des Inselstaats liegt das Raa-Atoll, zudem auch Kotaihfaru gehört. Zugegeben: Um die Insel ist man schnell rum. Aber schon allein der Weg lohnt sich. Die Strände des Alila Kothaifaru sind feinsandig, ab und zu trifft man auf Korallenstücke oder kleine Kiesel, Muscheln findet man eher selten. Die natürlich Insel ist übersichtliche 11,2 Hektar groß. Wer statt außen herum mitten durch die Insel läuft, wähnt sich sofort im Dschungel. Umgeben von Kokospalmen und jeder Menge Früchte tragender Bäumen bekommt man ebenso ein Chill-Gefühl wie am Strand – und Sand gibt es auf den Wegen sowieso. Übrigens: Ab dem Nachmittag ist in der Luft einiges los, denn der Maledivische Flughund, eine Früchte fressende Fledermausart, wird dann mehr als aktiv und cruist auch mal übers Wasser. Sehr cooler und überraschender Anblick!

Die Anreise

An Malé führt natürlich kein Weg vorbei, wenn man ein Maldiven-Resort besuchen möchte. Aus Deutschland kann man unter anderem bequem in Dubai, Qatar oder Abu Dhabi umsteigen. Für die letzte Strecke ins Alila Kothaifaru ist ein weiterer Flug nötig, allerdings verkleinert sich das Fluggerät ganz unwesentlich. Doch entgegen meiner Befürchtung ist die Anreise mit dem Wasserflugzeug ein absolutes Highlight. Wer da nicht die Kamera zückt, ist selbst Schuld! Rund 40 Minuten dauert der Flug mit Trans Maldivian Airways. Müssen unterwegs Gäste in anderen Resorts abgesetzt werden, wird es etwas länger. Gut zu wissen: Die Wasserflugzeuge fliegen nur bei Tageslicht. Wer also einen frühen Abflug in die Heimat oder eine späte Ankunft hat, muss mit einer Nacht in Malé planen.

Das Resort

Was gleich auffällt: Am Strand sind die Beach Villas quasi nicht zu sehen. Und das ist Absicht. Zum einen dient es natürlich der Privatsphäre, zum anderem gehört es zur Philosophie der Hyatt-Luxusmarke Alila, möglichst viel von der natürlichen Vegetation zu erhalten. Was liegt da näher, als nur eine kleine Schneise zu bilden und die Villen darin zu verstecken? Ganz und gar nicht versteckt sind natürlich die Water Villas, die sich exponiert an den Rand der Lagune schmiegen.

Zum nagelneuen Malediven-Resort gehören neben einem Infinity Pool insgesamt drei Restaurants und zwei Bars. Rechtzeitig zur Hauptsaison soll auch The Shack fertig werden, ein kleines Restaurant auf einer nahegelegenen Sandbank, die in etwa zehn Minuten per Boot zu erreichen ist. Etwa ab November werden vierstündige Tages- oder Abendtouren mit Picknick oder Barbecue buchbar sein. Für Kinder gibt es den Club Play Alila, zudem sind ein Wassersport-Center, eine Bibliothek, ein Recreation-Raum und natürlich ein Spa vorhanden.

Die Villen

Passend zur Bedeutung des Sanskrit-Worts Alila sind die 80 Villen genau: überraschend! Denn wer viel Bling-Bling erwartet, ist hier falsch. Die Marke Alila hat es sich zum Ziel gesetzt, den Blick der Gäste auf die umgebende Natur zu richten. Mission accomplished! Die Villen, vor allem die der Kategorie "Beach", fügen sich wunderbar in die Natur ein. An Platz mangelt es nicht, schon die kleinste Kategorie, die Lagoon Water Villas, hat 125 Quadratmeter. Gedacht sind alle Unterkünfte für maximal zwei Erwachsene und ein Kind, Ausnahmen sind aber möglich. Als ich meine Sunrise Beach Villa (202 Quadratmeter) betrete, fühle ich mich sofort Zuhause und bestens aufgehoben. Mich begrüßen warme Braun-, Grau- und Beige-Töne, kombiniert mit viel Holz und einem Steinboden. Schick, aber absolut nicht aufdringlich.

Vom Wohnzimmer aus fällt mein Blick sofort auf meinen kleinen Garten samt Private Pool, Lounge Area sowie zwei Liegestühlen. Kaum öffnet man die Tür, kann man schon die Wellen rauschen hören. Jedoch sollte man sie auch schnell wieder schließen, denn erstens kommt die nicht zu unterschätzende Hitze-Luftfeuchtigkeit-Kombi hinein, zum anderen finden die Moskitos garantiert ihren Weg.

Das Schlafzimmer mit riesigem, in Richtung Strand ausgerichtetem Bett, zweigt vom Wohnzimmer ab und hat eine Tür zum – Trommelwirbel – Outdoor-Badezimmer! Ablageflächen gibt es genügend, eine kleine Tücke bietet der Doppelwaschtisch aber doch. Denn als ich meine Fläschchen und Döschen auspacke und hinstellen will, fällt ein Exemplar um und rollt ungebremst in das angrenzende Beet. Und nun? Kaputt machen möchte ich ja nichts, die Creme wiederhaben schon. Nützt ja nichts, also auf Zehenspitzen rein in die Rabatten, Creme retten und benutzen. Das schaffe ich ohne Kosmetikspiegel, das Handling meiner Kontaktlinsen allerdings nur schwer. Schade nur, dass es solch Helferlein nicht gibt. Für nicht allzu große Menschen wie mich bleibt nur das unbequeme Beugen über den Waschtisch.

In Sachen Privatsphäre gewinnen die Sunrise Beach Villen auf jeden Fall den ersten Preis. Wer Gäste hat, die darauf viel Wert legen, sollte etwa die Nummern 107 bis 110, 114 bis 117 oder 120 buchen. Vor allem bei den höheren Nummern ist der Strand deutlich breiter. Deutlich weniger für sich allein ist man in den Sunset Water Villas, denn die sind vom Strand aus, wenn auch auf Entfernung, einsehbar. Der Strand bei den Sunset Beach Villas ist derzeit zum Teil erodiert und wird gerade wieder schick gemacht.

Die Kulinarik

Optisch lassen sich die einzelnen F&B-Outlets aufgrund des Alila-Designs kaum unterscheiden, denn das soll ja bekanntlich so unaufdringlich wie möglich sein. Doch schnell merke ich, dass alle einen USP haben. Naja, fast alle. Das Pibati, eine Art All-Day-Snack-Café, in dem auch die täglich kostenlose und lohnende High Tea Experience (Foto) am Nachmittag stattfindet, kommt doch eher schlicht daher. Es gibt gerade mal drei Tische und nur eine kleine Lounge-Ecke und ist eigentlich immer leer. Dennoch: Wer zur High Tea Experience kommt, bekommt eine wahre Gewürz-Explosion vor die Nase gehalten und darf wählen, womit der Grüne Tee angereichert werden soll. Ingwer, Sternanis, Zimt oder Roter Pfeffer? Dazu gibt es Honig und Magic Syrup gereicht. Als Snack gibt es einen täglich wechselnden Gruß aus der Küche, in meinem Fall eine Spicy Tuna Roll, Coconut Pudding und Yams-Chips. Nette Nachmittags-Auszeit!

Was dem Pibati fehlt, macht das Restaurant Seasalt, in dem Frühstück, Lunch und Dinner serviert werden, aber locker wieder wett – schon allein durch den grandiosen Ausblick auf das türkisfarbene Wasser. Das Küchenteam serviert feine maledivische und mediterran angehauchte Gerichte. Die Drinks dazu kommen aus der angrenzenden Mirus Bar. Kleines Manko: Meine Eggs Benedict könnten auch eine Kinderportion sein und die Frühstückswaffeln muss man zwingend mit Orangensaft runterspülen. Das Signature Restaurant Umami befindet sich neben der Yakitori Bar (Foto) und ist ein Highlight für den Gaumen. Nicht nur, dass mein sehr japanisch angehauchtes Essen von einer Küchenchefin zubereitet wurde, es schmeckt auch noch hervorragend und die Qualität des Sashimi und des Wagyu-Beefs ist fantastisch. Übrigens: Wer all die Köstlichkeiten lieber in seiner Villa oder an einem ganz anderem Ort genießen möchte, kann auch das tun.

Der Service

Chapeau! Wer wahre Hospitality sucht, wird sie auf Kothaifaru finden. Stets werde ich persönlich angesprochen, die Kellner und Restaurant-Chef Justus sind immer mit einem Lächeln bei der Sachen und jederzeit mit einer netten Anekdote oder einer kleinen Konversation zur Stelle, ohne dabei jemals aufdringlich zu wirken. Ich fühle mich so gut aufgehoben, dass ich mich schon frage, ob das nur daran liegt, dass ich bekanntermaßen als Journalistin und Hoteltesterin angereist bin und beobachte aufmerksam. Doch weit gefehlt: Auch alle anderen Gäste, ob Groß oder Klein, erhalten dieselbe Aufmerksamkeit. Außerhalb der Restaurants werde ich bestens von Mal umsorgt, meinem Villa Host, die auch für ein exzellentes Rooming sorgt. Sie ist für mich immer via What’s App erreichbar und antwortet prompt. Spontaner Pick-Up mit dem E-Buggy? Certainly. Frühstück lieber in der Villa als im Restaurant? Fix arrangiert. Auch mein Wunsch nach einem Lunch mit dem GM wird schnellstmöglich umgesetzt.

Diesen Termin sehe ich allerdings schon fast in Gefahr, denn mein Transfer mit dem Wasserflugzeug wird von der Airline schon für den späten Vormittag terminiert. Grmpf, das passt mir gar nicht, auch mein maldivischer Kochkurs wäre dann Geschichte. Schnell eine Nachricht an Mal – und acht Minuten später bin ich auf einem anderen Flug, für den ich per Speedboat zu einem anderen Resort gebracht werden. Respekt! Service der etwas anderen Art sind die Amenities von Alila Living (Foto). Sogar Sonnencreme, After Sun Cooling Gel, Lippenpflege und Moskito-Schutz können zuhause bleiben, all das liegt schon in der Villa bereit.

Übrigens: Meinen ersten Kontakt mit Mal hatte ich bereits vor meinem Aufenthalt per E-Mail. Zudem können Gäste des Alila Kothaifaru schon vor ihrem Aufenthalt über einen Link alle Präferenzen für den Urlaub übermitteln – von der Häufigkeit der Interaktion mit dem Villa Host bis hin zu Vorlieben und Unverträglichkeiten beim Essen. Wie immer bei dieser Gelegenheit habe ich meine Vorliebe für Kokos-Sirup in meinem Cappuccino und meine Abneigung gegen scharfe Gewürze angegeben. Ich kann Ihnen sagen: Das wurde gelesen – und hat sich auf charmante Weise etwas verselbständigt. Bei jedem Essen wurden mir entweder Gerichte mit Kokos empfohlen, spezielle Drinks mit Kokosnuss kreiert („I know you love Coconut, Miss Cathrin!“) oder gar ein komplettes, gekühlte und hübsch dekoriertes Exemplar samt Strohhalm hingestellt.

Das Spa

Coconut – here we go again! Aber der Reihe nach: Das Resort hat für mich ein tolles Spa-Erlebnis vorgesehen. Ganze zwei Stunden ist Beauty and Balance at Spa Alila angesagt. Die Begrüßung ist höflich-asiatisch, und nachdem ich den obligatorischen Gesundheitsfragebogen ausgefüllt habe, werde ich Mimis Zauberhänden überlassen. Die kümmern sich zuerst um meine Füße beim Signature Foot Ritual, dann geht's auf die Massage-Liege. Und kurz darauf fängt Mimi an, mich abzuschrubben – gefühlt mit meinem Lieblingsgetränk. Denn, sie ahnen es sicher bereits, mein Bodyscrub besteht aus Kaffee(satz) und Kokosnuss! Okay, Kakao ist auch noch dabei, aber dennoch... Als Mimi mit dem Schrubben fertig ist, stelle ich fest, dass das doch eine ziemliche Sauerei ist und ich froh bin, dass ich den Weißen Riesen nicht bemühen muss.

Also schnell abgeduscht und weiter geht's – mit einem Body Wrap aus Aloe Vera und Spirulina. So eingewickelt ist entspannen ganz einfach. Aber das Beste kommt ja erst noch: Die Signature Alila Kothaifaru Massage, die mein Stresslevel mit langen Streichbewegungen gaaaaanz weit runter bringt. Klare Empfehlung! Übrigens: Der Weg zu den Behandlungsräumen ist quasi schon das Ziel, denn man geht über lange Holzstege inmitten der Bäume.

Die Aktivitäten

Um das gleich klarzustellen: Geräusche macht hier abgesehen von den Vögeln und Flughunden so ziemlich gar nichts, auch keine Wassersportgeräte. Denn die gibt es auf Kothaifaru ausschließlich nicht-motorisiert, der Umwelt zuliebe. Kostenlos ist davon, außer dem Ausleihen von Schnorchel-Equipment, leider nichts. Dafür ist die Auswahl groß, und auch für Tauch-Fans und alle die, die es mal werden wollen, gibt es viele Angebote und Kurse. Klar, denn immerhin liegt Kothaifaru nicht weit entfernt vom UNESCO-Biosphären-Reservat Hanifaru Bay, wo es jede Menge Mantarochen und Walhaie gibt, und von Vaadhoo Island. Dort kann man in den Sommermonaten beobachten, wie biolumineszierendes Plankton das Meer zum Leuchten bringt.

Im Alila Kothaifaru wird gerade an einer breiten Palette Aktivitäten gefeilt, die Mitte September fertig sein soll. Derzeit bereits angeboten wird die vierstündige Tour "The Art of Coconut" (Foto). Dabei erleben die Teilnehmer, wie die Kokosnüsse traditionell vom Baum geholt werden, lernen in einer Mixology Class, daraus Drinks zu mixen und bereiten ein typisch maledivisches Gericht zu. Wer nur kochen möchte, kann auch einfach einen Kochkurs buchen. Das Nachkochen gelingt auch Zuhause, versprochen!

Die Nachhaltigkeit

Kompliment, in Sachen Nachhaltigkeit macht das Alila Kothaifaru schon ganz viel richtig. Kleine Shampoo-Fläschchen? Plastik-Trinkhalme? Fehlanzeige. In allen Villen finden sich große und sehr ansehnliche Spender für Duschgel & Co. Plastik ist in großem Stil von der Insel verbannt, und so in etwa gilt das auch für den Müll. Denn General Manager Alexandre Glauser setzt für sein Resort auf Zero Waste und hat auch einen Komposter installieren lassen. Der Strom kommt nur im Notfall aus dem Generator, und das Wasser wird selbst gefiltert, aufbereitet und abgefüllt. In Planung ist ein Bio-Garten, in dem Kräuter und Gemüse angebaut werden sollen. Natürlich müssen die allermeisten Dinge von außerhalb auf die Insel gebracht werden, aber dann gilt: Buy local – so oft es geht.

Fazit

Auch wenn das Design bei Alila eigentlich im Fokus steht, rückt es auf Kothaifaru doch in den Hintergrund. Denn die Hauptrolle spielt hier die Natur, von der es auf der natürlichen Insel jede Menge gibt. Wer auf elegant-unaufdringliches Design mit großer Praktikabilität steht, ist hier richtig. Trotz Soft-Opening-Phase läuft der Betrieb bemerkenswert rund. Das mag zum einen an der derzeitigen Nebensaison und der recht geringen Auslastung des Resorts liegen. Am meisten tragen aber sicherlich die Mitarbeiter dazu bei, die durch die Bank eine große Begeisterung für ihren Job an den Tag legen – und das Wohlfühlen kinderleicht machen. Gute Chancen also, auch in der bald startenden Hauptsaison in der oberen Malediven-Liga mitzuspielen.

Kontakt für Reise-Profis: Kiran Sonawane, Director of Sales & Marketing | Alila Kothaifaru, Maldives