Kongo vs. Südafrika
Kongo vs. Südafrika

Jörg Ehrlich, Geschäftsführer Diamir Erlebnisreisen
Schicken Sie Ihre Kunden doch mal in den Kongo! Klingt abwegig? Nicht, wenn es nach Diamir-Chef Jörg Ehrlich geht. Oder doch zum x-ten Mal nach Südafrika? Das wird laut Grootbos-Gründer Michael Lutzeyer nie langweilig.
Pionier-Produkt oder Klassiker? LuxusInsider hat mit den beiden Afrika-Experten gesprochen.

Michael Lutzeyer, Inhaber & Geschäftsführer Grootbos Private Nature Reserve Südafrika
LuxusInsider: Diamir bietet seit Ende 2024 Reisen in den Kongo an – keine gewöhnliche Destination. Bitte beschreiben Sie, was genau Sie da eigentlich verkaufen.
Jörg Ehrlich: Wir bieten eine Flusskreuzfahrt auf dem Sangha und dem Kongo an. Denn eigentlich eignet sich der Fluss Kongo ebenso wie der Amazonas perfekt für so eine Reise – mit einer Einschränkung: Auf dem Fluss gibt es Stromschnellen, die es unmöglich machen, ein irgendwo auf der Welt gebautes Schiff dorthin zu steuern. Daher sind wir auf einem Vier-Sterne-Schiff unterwegs, das von einem visionären jungen Veranstalter direkt vor Ort in Brazzaville gebaut wurde. Dort beginnt auch unsere Reise: Die Hauptstadt der Republik Kongo ist politisch stabil. LuxusInsider: Und wie sind Sie auf diesen Veranstalter gekommen?
Ehrlich: Den habe ich vor etwa drei Jahren auf der We Are Africa kennengelernt, seitdem haben wir die Entwicklung der RV Princesse Ngalessa eng verfolgt. Und ich muss sagen: Das Schiff ist denen gut gelungen. Es können maximal 28 Gäste an Bord sein, es gibt drei Speedboote für Ausflüge und ein französischer Gourmet-Koch sorgt für das leibliche Wohl. Wir waren der erste deutsche Veranstalter, der das Schiff 2024 im Vollcharter hatte – eigentlich ist das Ganze ein bisschen zu groß für uns, unsere Gruppen sind sonst deutlich kleiner. Aber auch dafür haben wir uns Lösungen überlegt. LuxusInsider: Wie viel Zeit müssen Kunden für diese Reise einplanen?
Ehrlich: Kurz in diese Reise nicht: Wir sind 18 Tage lang unterwegs. Es geht bis in die Zentralafrikanische Republik, wo wir drei Nächte in Safari-Lodges wohnen und Dzanga Bai besuchen – eine Lichtung, die als eine Art Heiliger Gral für Tierbeobachter gilt. So viele Afrikanische Waldelefanten sieht man sonst nirgendwo auf einem Fleck! Gäste, die das unbedingt möchten und schnell genug reservieren, können dort sogar auf einem Beobachtungsturm unter einem Moskitonetz übernachten. Hier gehen wir nur mit der Hälfte der Gruppe hin, während die andere eigene Safari-Ausflüge im Kongo macht. Danach wechseln wir, damit jeder Gast die Dzanga Bai erleben kann. LuxusInsider: Welche weiteren Erlebnisse gibt es?
Ehrlich: Zum einen das Bonobo Tracking in Tshumbiri in der Demokratischen Republik Kongo. Das ist ein tolles Erlebnis, das nicht vielen Menschen vergönnt ist, aber auch sehr anstrengend. Im Jahr 2024 wurden lediglich 37 Permits ausgestellt – und 28 davon waren für unsere Reisegruppe. Dann eine Kayak-Fahrt zur Mündung des Likouala-Aux-Herbes – ein Traum für Vogelbeobachter! Und wir besuchen ein Pygmäen-Dorf. Sehr spannend: Als wir 2024 unsere erste Reise hierher gemacht haben, war das erst das dritte Mal, dass die Menschen dort Touristen gesehen haben. LuxusInsider: Wir sind neugierig: Was für ein Kundentyp bucht denn so eine Reise?
Ehrlich: Kunden, die sich besonders für Tierbeobachtungen interessieren. Dzanga Bai steht bei vielen davon auf der Bucket List, ist aber schwer erreichbar. Gerade Menschen, die schon viel von Afrika kennen, reizt das Kongobecken sehr: Da bereist man gleich drei Länder, in denen man vorher in der Regel noch nicht war. Auch landschaftlich unterscheidet sich die Region sehr von den Savannen anderer afrikanischer Safari-Ziele. Und mit diesem Produkt sprechen wir alle an, die neugierig auf Dschungel-Safaris sind. LuxusInsider: Hand aufs Herz – wie gut verkauft sich das?
Ehrlich: Für dieses Jahr stehen noch zwei Reisetermine an: Die Tour im Dezember ist schon ausgebucht, für den Termin im Oktober haben wir bereits 22 Plätze verkauft. Für 2026 bieten wir auch wieder zwei Kongo-Kreuzfahrten an, Im September/Oktober und im November. Die Reise kostet rund 14.000 Euro, die Gäste müssen also über ein entsprechendes Budget verfügen. Und da wird's tricky: Die Kunden, die solche Budgets haben, kennen das Produkt nicht und können sich meist gar nicht vorstellen, in den Kongo zu reisen. Daher ist es jetzt unsere Aufgabe, dafür ein Bewusstsein zu schaffen. Wir sehen uns als Markenbotschafter des Kongobeckens.
LuxusInsider: Was macht Südafrika als Reiseziel eigentlich zum Dauerbrenner – warum kommen manche Kunden immer wieder?
Michael Lutzeyer: Ein wichtiger Faktor ist sicherlich, dass es keine Zeitverschiebung gibt. Man nimmt einen Nachtflug und trifft am nächsten Morgen ohne Jetlag am Urlaubsort ein – das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Dann ist das Essen hier sehr europäisch, alles wird so zubereitet, wie wir es kennen. Und natürlich unsere unglaublichen südafrikanischen Weine! Auch die landschaftliche Vielfalt und die geringen Nebenkosten vor Ort spielen eine wichtige Rolle. LuxusInsider: Wie sieht denn aktuell die politische Lage aus?
Lutzeyer: Sehr stabil. Natürlich streiten sich die politischen Lager, weil die ANC erstmals eine Koalition eingehen musste. Das ist sicherlich eine Herausforderung, aber für das Volk ist es von Vorteil, wenn sich alle Mühe geben müssen. In Sachen Sicherheit gilt: Besucher können hier problemlos als Selbstfahrer unterwegs sein. Auch die medizinischen Versorgung ist sehr gut. Und der Rand ist stabil: 21 Rand sind nach wie vor rund ein Euro. LuxusInsider: Das Grootbos Private Nature Reserve gibt es schon so lange – was zieht Wiederholer hier immer wieder hin?
Lutzeyer: Zum einen kommen viele Honeymooner zu uns. Es ist spannend zu beobachten, wie sie später erneut buchen, diesmal mit ihren Kindern. Was wir auch immer wieder hören ist, dass unsere Gäste die Kombination von "Grün und Blau", also von Land und Meer, sehr schätzen. Sie erkunden in unserem 'kleinen' Paradies auf 4.000 Hektar die ganze Bandbreite der Natur: Pflanzenkundler, Entymologen, Meeresbiologen… sie alle übersetzen die Wissenschaft in spannende Storys. Und man kann erleben, wie wir unseren eigenen Honig, Gin, Brot, Pasta und Kosmetikprodukte herstellen. Die Kinder werden unter Anleitung zu Entdeckern, suchen Frösche und Schmetterlinge und tragen alles auf ihrer eigenen Karte ein – da machen sogar häufig die Eltern mit, weil's soviel Spaß macht! Ich sag's mal so: Wenn Kunden zurück nach Südafrika kommen, dann kommen sie auch wieder nach Grootbos. LuxusInsider: Welche Rolle spielt Ihr Team bei diesem Erfolg?
Lutzeyer: Wir sind ein Familienunternehmen und haben das hier von Anfang an aufgebaut – und das spürt der Gast. Unser Team spielt eine Hauptrolle: Bei Grootbos kümmern sich 235 Angestellte um maximal 58 Gäste. Die kennen sich manchmal so gut aus, dass sie sogar die Servicekräfte korrigieren, wenn diese einen Fehler gemacht haben! Gäste haben während ihres gesamten Aufenthalts den gleichen Guide und die gleiche Bedienung, damit es schnell persönlich wird. LuxusInsider: Im Zusammenhang mit Grootbos wird auch immer wieder das Florilegium erwähnt. Weihen Sie uns ein!
Lutzeyer: Unser Florilegium ist voll und ganz den Blumen und Pflanzen der Region gewidmet. In dieser Blumensammlung erleben Gäste und Besucher seit 2017 liebevoll angefertigte botanische Illustrationen einheimischer und internationaler Künstler, die seltene und besondere Pflanzen der Region darstellen. Sie alle haben bei uns gewohnt und gearbeitet, um diese einzigartige Sammlung zu erstellen. LuxusInsider: Ihre Gäste wohnen in freistehenden Villen, Kulinarik und Aktivitäten sind im Übernachtungspreis enthalten. Der beginnt bei 1.500 Euro pro Nacht. Bekommt da nicht so mancher ein schlechtes Gewissen gegenüber den Einheimischen?
Lutzeyer: Nein, ganz im Gegenteil: Alle sind sich sehr bewusst, dass sie hier im absoluten Fünf-Sterne-Luxus wohnen, dabei aber zurückgeben. Dafür haben wir im Jahr 2003 die Grootbos Stiftung gegründet, die sowohl die gefährdete Fynbos-Vegetation schützt als auch Menschen in den umliegenden Gemeinden neue Perspektiven bietet. So haben wir schon zwei Schulen gegründet, eine davon speziell für Frauen in der Hospitality-Branche. Auch der Bau von vier Sportplätzen geht auf unser Konto, damit die Locals Fußball spielen, Hockey und Leichtathletik trainieren oder sich im Kanufahren üben können. Auch die Kinder unserer Gäste dürfen mitmachen und lernen so die hiesige Kultur interaktiv kennen. So reist man heute!

Ducret Expedition im Regenwald des Kongobeckens
Kontakt für Reisebüros: Kristina Kabisch, Vertriebsleiterin bei Diamir Erlebnisreisen

Grootbos Private Nature Reserve
Kontakt für Reisebüros: Laura Letanoczki, Agentur Ulli Fink Tourism Marketing