Ausprobiert: The Biltmore Mayfair


Mitten in Mayfair: Das erste Haus in Europa der noch jungen Hilton-Marke LXR fügt sich perfekt in die elegante Nachbarschaft ein. Hinter der roten, mit Säulen geschmückten Backsteinfassade treffen britische Traditionen auf klassischen Luxus. Was schon jetzt die Herzen von Gästen aus den USA und dem Nahen Osten erobert hat, könnte auch Deutsche verzücken. Let's give it a try!

Ein Erlebnisbericht der LuxusInsiderinnen Melli Haaß, Iris M. Köpke und Cathrin Lührs

Die Lage

­Ein Träumchen: Das Biltmore Mayfair liegt am idyllischen Grosvenor Square, von vielen Zimmern aus blickt man auf den grünen Mini-Park. Der erste Anblick am Morgen ist ein quietschvergnügter Stöpsel in gelber Regenjacke, der fröhlich jauchzend Tauben jagt – und für einen Moment ist die Welt wunderbar in Ordnung. Doch die Ruhe ist hier nicht gleichbedeutend mit Langeweile, ganz im Gegenteil: Man befindet sich mitten im quirligen Mayfair, zum nächsten Szene-Restaurant oder gepflegten Cocktail sind es nur wenige Schritte. Wer schick einkaufen möchte, läuft nicht mal ein Viertelstündchen in die Regent Street, zu den Designer-Shops der Bond Street ist es sogar noch näher.

Betritt man das Hotel, lässt man die Atmosphäre von Mayfair ganz und gar nicht hinter sich. Mit vielen kleinen Anspielungen gelingt es dem 2019 als LXR-Haus eröffneten Biltmore Mayfair, die Destination perfekt widerzuspiegeln.

Das Marken-Konzept

Mit LXR Hotels & Resorts hat Hilton eine Luxusmarke geschaffen, die auf Augenhöhe mit den ganz Großen agieren möchte – Hiltons High-End-Produkt also. Auszeichnen sollen sich die LXR-Hotels dadurch, dass sie "unbranded" auftreten und eben den Zusatz "LXR" nicht im Namen tragen. Jedes der bisher neun Häuser ist historisch tief mit seiner Destination verwurzelt und will diese den Gästen näher bringen. So steht The Biltmore Mayfair, das erste Haus der Marke in Europa, für typisch englische Traditionen. Entsprechend des Konzepts unterscheiden sich alle LXR-Häuser stark im Stil. Gemein sein sollen ihnen allerdings ein erstklassiger Service sowie besondere Erlebnisse innerhalb des Hotels und auf organisierten Ausflügen. LXR positioniert sich fernab des Volumenmarktes und beschreibt seine Zielgruppe als moderne Gäste, die mitten im Leben stehen und gern tief in die Destination eintauchen möchten.

Das Zimmer

Etwa 27 Quadratmeter groß ist die Einstiegs-Kategorie King Room – überschaubar, aber für Londoner Verhältnisse absolut nicht unüblich. Die Farben sind warm und sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Cool ist der Retro-Lautsprecher auf dem Nachttisch, und auch die kuschelige Rund-Sitzecke macht das Zimmer zu einem netten Rückzugsort. Wer darauf sitzen möchte, muss die hübschen, dicken Kissen allerdings zur Seite räumen, denn die schubsen einen sonst herunter.

Die Mini-Bar ist dieser Tage leider leer, die Pandemie wirft noch immer ihre Schatten über die Stadt, die sich ansonsten schon ganz schön locker gemacht hat. Das Hotel-Team arbeitet jedoch schon daran, die Kühlschränke wieder zu füllen.

Das Badezimmer ist klein, aber dafür mit cooler japanischer High-Tech-Toilette (beheizter Sitz!) und geräumiger Walk-In-Dusche ausgestattet. Hätte die auch noch mehr als lauwarmes Wasser im Angebot gehabt, wäre ich rundum begeistert gewesen. Die Amenities sind übrigens very britisch: Diese erhält das Biltmore Mayfair von der Marke Temple Spa aus West Sussex.

Eine positive Überraschung ist das Licht-Panel: "Master off" bedeutet tatsächlich, dass das Licht komplett ausgeht – keine Selbstverständlichkeit! Direkt neben dem Bett befinden sich außerdem zwei USB-Stecker, die das Laden des Handys einfach machen. Übrigens: Den King Room gibt es noch in den Kategorien Deluxe und Superior. Vom einfachen King Room unterscheiden sie sich vor allem in der Aussicht auf den hübschen Grosvenor Square.

Die Signature Suites

Unter den insgesamt 307 Zimmern befinden sich 49 Suiten und acht Signature Suiten. Die größte von ihnen ist mit 160 Quadratmetern die Roosevelt Suite (Foto). Sie liegt im sechsten Stock und ist, ebenso wie die anderen Signature Suiten, sehr klassisch designt mit einem Contemporary Twist hier und da. Wer Gold-Töne mag, ist hier definitiv richtig. Schlafzimmer gibt es zwei, auf ein drittes kann erweitert werden. Neben einem großen Essbereich ist die Roosevelt Suite auch mit einer Butlers Kitchen ausgestattet. Dieses Feature haben insgesamt drei der Signature Suites.

Die beiden Biltmore Penthouses sind als Duplex-Suiten über zwei Stockwerke ausgelegt und mit 145 Quadratmetern (Two Bedrooms) und 130 Quadratmetern (One Bedroom) etwas kleiner. Alle Signature Suiten haben Ausblick auf den Grosvenor Square. Die Duplexes blicken auf die Londoner Skyline, und das kleinere Penthouse verfügt über eine private Terrasse.

Die Kulinarik

Drei F&B-Optionen bietet das Haus zur Zeit an: Das Café Biltmore für Frühstück, Lunch und Dinner, die gemütliche Tea Lounge und die maskulin nach Leder duftende Pine Bar. Café und Tea Lounge sind in Zusammenarbeit mit Michelin-Sternekoch Jason Atherton kuratiert, die Menüs tragen seine Handschrift. Das Gourmet-Restaurant des Hauses ist fürs Erste der Pandemie zum Opfer gefallen.

Vom Frühstück sind wir leider etwas enttäuscht: das Buffet ist überraschend spärlich, was der Pandemie geschuldet sein dürfte, ein Großteil der (wirklich leckeren) Speisen wird allerdings stilgerecht aus einer umfangreichen Karte am Tisch serviert. Aber dafür braucht man eben ausreichend und bestens geschultes Personal, an dem es derzeit überall in Hotellerei und Gastronomie mangelt. Zu unserem Glück lernen wir gleich am Anreisetag den stets gut gelaunten Restaurant-Manager Asif Bajwa kennen, der sich höchstpersönlich um uns kümmert. Gut zu wissen, wenn der Frühling in London Einzug hält: Das Café bietet zusätzliche eine beheizte Außenterrasse und zwei private Dining Rooms.

Unser kulinarisches Highlight ist definitiv der Afternoon Tea, ebenfalls kuratiert von Michelin-Stern-Träger Jason Atherton. Nicht zuletzt der superherzliche Tea Lounge Supervisor Sanj macht das Ganze zu einem wundervollen Erlebnis, denn er kredenzt uns neben mehr als ausreichend Sandwiches, Scones und Süßem auch eine Auswahl fünfzehn feinster Teesorten. Meine Wahl war ein echter Glücksgriff: der Silver Tip Jasmine Tee ist einfach köstlich, so leicht und frisch.

Aber auch Piotr und sein Champagnerwagen lassen uns Freudestrahlen, denn er hat unseren Lieblings-Bubbly parat. Und da er es nach eigener Aussage "nicht leiden kann, Wasser auszuschenken", schenkt er uns statt dessen fröhlich und großzügig die Flöten nach. Nicht ohne immer wieder schmunzelnd zu betonen "You are my favorite guests!" Ein kleiner Rundumblick zeigt: Wir sind zu dieser frühen Stunde auch die Einzigen… Ganz günstig sind Genuss und Schwips nicht, für drei Personen legen wir über 400 Pfund hin. Aber den zuvor etwas zögerlichen Empfang im Hotel versüßt es uns allemal.

Der Service

Puuh, ein heikles Thema, sind wir uns doch der aktuell schwierigen Personal-Situation vieler Hotels bewusst. Und so erleben wir doch sehr unterschiedliche Service-Level an den drei Tagen. Anfang und Ende sind ein bisschen holprig, zwischendurch verteilen wir gern Fleiß-Sternchen. Trotz zuvor abgesprochenen Presse-Arrangements weiß man beim Eintreffen nicht recht etwas mit uns anzufangen. Man geleitet uns schließlich einfach direkt um 12.30 Uhr zum Afternoon Tea – und dieses herzliche, fröhliche Erlebnis macht uns auch sofort wieder glücklich. Trouble mit Heizung, Warmwasser und einem Steckdosen-Adapter, der nie seinen Weg ins Zimmer findet – Schwamm drüber, passiert in jedem Hotel mal. Auf das schier endlose Tohuwabohu beim Check-out hätten wir allerdings gern verzichtet. Lobeshymnen gibt's für die liebevoll eingepackten und in die Zimmer gelieferten Sandwich- und Kuchen-Reste sowie für den prompt erfüllten Mini-Bar-Sonderwunsch: frische Milch für den morgendlichen Espresso. Süßes Gimmick vom Turndown Service: die Augen- und Nachtcreme-Tiegelchen von Temple Spa auf dem Nachttisch. Sieht man uns wohl an, dass wir dieser Tage wenig Schlaf bekommen?

Die Aktivitäten

Schöne Zimmer und guter Service reichen heutzutage längst nicht mehr, um aus der Masse der unzähligen Luxushotels herauszustechen. Für eine Stadt wie London, in der sich ein Fünf-Sterne-Haus ans nächste reiht, gilt das umso mehr. Das hat auch das Biltmore Mayfair verstanden. Und setzt auf exklusive, ausschließlich über das Hotel buchbare Erlebnisse.

Auftritt Penhaligon's: Die hierzulande weniger bekannte Luxusparfüm-Marke, die in Großbritannien jedes Kind kennt, gehört zu den alteingesessenen Traditionsunternehmen des Vereinigten Königreichs. Und dann hat man selbstverständlich auch ein Ladengeschäft in der schicken Regent Street. Genau hierhin führt mich mein Weg für die Penhaligon's Experience, die man (ich frage vorsichtshalber nochmals nach; Berufskrankheit) tatsächlich über kein anderes Hotel arrangieren lassen kann. Ich habe keinen Schimmer, was genau mich erwartet, bin aber voller Tatendrang: Mögen die Schnupperspiele beginnen!

Penhaligon's-Mitarbeiter Leo begrüßt mich freudestrahlend und bietet mir ein Glas Wasser an. Und stellt zwinkernd noch ein kühles Glas Rosé-Champagner dazu. Um 10.30 Uhr… der Tag beginnt vielversprechend!

Dann fragt er mich über meine Lieblingsparfüms aus. Im Nullkommanix stehen die ersten Penhaligon's-Fläschchen mit ähnlicher Duftrichtung vor mir, und das Duft-Profiling beginnt. Wir schnuppern hier, testen dort, probieren weitere Sorten und gehen dann doch noch mal zu den ersten Favoriten zurück. Zwischendurch webt Leo geschickt Hintergrund-Infos zur Entstehungsgeschichte von Parfüms und ihren Namen ein – sehr unterhaltsam! Nach einer guten Stunde habe ich meinen Favoriten ermittelt – Constance aus der Porträt-Serie, mhmmm! ­– und darf ihn mit nach Hause nehmen. Ja, die große Flasche. Ein Pröbchen Männer-Parfüm für Schatzi gibt's auch noch dazu. Very british, interessant und dank Duft-Souvenir auch nachhaltig. So behalte ich das Biltmore Mayfair und seine Experiences gern in Erinnerung!

Fazit

Location, Location, Location – Conrad Hilton hätte an diesem Haus seine wahre Freude gehabt. Für alle, die London in erster Linie mit dem eleganten Understatement Mayfairs verbinden, aber nicht mitten im Trubel wohnen möchten, ist The Biltmore Mayfair die perfekte Option. Allerdings sollte man wie in allen Großstädten in eine gehobene Zimmerkategorie investieren. Am gefälligsten für moderne europäische Augen dürften die Biltmore Grosvenor Square View Suiten sein, die einen angenehmen, niemals aufdringlichen Look haben und auf übermäßiges Bling-Bling verzichten. Die Preise des Hauses sind London-typisch hoch, und der Service muss sich noch kräftig eingrooven, um diesem Niveau auch in allen Bereichen gerecht zu werden. Fingerspitzengefühl beweist man aber schon jetzt: Jeder Mitarbeiter spiegelt die Maskenpräferenz des Gastes wider und setzt seine sofort auf, wenn man selbst eine trägt.

Kontakt für Reise-Profis: Gerardo Andriaccio, Sales Director