Branchenblick

Atelier Voyage schlägt das Kapitel Berlin auf

Ein Umzug aus München in die Hauptstadt? Sagen wir’s, wie es ist: Für einen Luxusreiseveranstalter ist dieser Weg eher ungewöhnlich. Gerhard Lindermeir und Gabriel D. Doucet Donida, die Gründer und CEOs von Atelier Voyage, sind ihn dennoch gegangen. Am Ziel ihrer Reise angekommen fühlen sich die beiden jedoch noch lange nicht.


von Sonja Dömski

Jetzt oder nie – das sei das Gefühl gewesen, mit dem Gerhard Lindermeir und Gabriel D. Doucet Donida ihr Unternehmen ans andere Ende der Republik verpflanzten. „Den Wunsch, nach Berlin zu expandieren, haben wir fast zehn Jahre lang gehegt. Wir haben sogar schon einmal einen Anlauf gestartet – doch im März 2020 bot sich durch eine ganz besondere Immobilie die ideale Gelegenheit“, verraten die beiden Atelier-Voyage-Gründer. Im September 2021 war es dann so weit: In unmittelbarer Nachbarschaft der geschichtsträchtigen Zionskirche im Bezirk Berlin Mitte wurde – in Kooperation mit dem Monaco Government Tourist Board, Hôtel Métropole Monte-Carlo und der Société des Bains de Mer – eine große Eröffnungsveranstaltung gefeiert. Und klar: Wer über eine hauseigene Bar verfügt, an der ein mit dem eigenen Markenauftritt gestalteter Champagner in den Gläsern perlt – der weiß, wie man einen derart großen Schritt mit Grandezza begeht.

Was Umzüge angeht, haben die beiden CEOs übrigens einige Erfahrungen – viele werden sich erinnern: 2007 in Düsseldorf gegründet, zog Atelier Voyage 2012 nach München, eine Dependance in Mailand wurde bereits eröffnet und wieder geschlossen. Was bei diesem Umzug anders war? „Die Zeiten haben sich geändert“, sagen beide wie aus der Pistole geschossen. Als der Hauptsitz 2012 nach München verlegt wurde, habe eine große Frage von Seiten der NRW-Kunden im Raum gestanden – nämlich: 'Warum lasst ihr uns zurück?'. Heute dagegen sei das Gros der Luxuskunden – auch durch die voranschreitende Globalisierung und die stärkere digitale Vernetzung – „more excited than worried“ angesichts einer solchen Veränderung. Ein weiterer wichtiger Aspekt zudem: „Schon durch meinen Background sind wir international aufgestellt“, berichtet Gabriel D. Doucet Donida, der in Kanada geboren und unter anderem über Italien und New York an die Spree gekommen ist. „Wir haben auch Kunden außerhalb des deutschsprachigen Raums – und sind deshalb nicht wirklich abhängig vom deutschen Markt.“ Gerade das internationale Klientel sei fasziniert von Berlin, ­– eine Weltstadt eben, „Talk of the Town in Europa und auf der ganzen Welt“ – die laut Gabriel Doucet Donida aktuell ihre dritte Renaissance erlebt. „Architektonisch passiert viel Spannendes“, erzählt er. „Die Stadt erfindet sich neu, überall sprießen Galerien aus dem Boden, daneben Sterne-Restaurants, spektakuläre Bauten. Es gibt mehr Investoren, mehr Start-ups, die Kunstszene explodiert – übrigens ebenso wie die Preise.“ Man könne spüren, dass mehr Kapital in die Stadt komme, sagt auch Gerhard Lindermeir. Sein Fazit: „Lange Zeit hieß es ja, Berlin sei arm. Das kann man so nicht mehr sagen.“ Gerade die Nähe zu Kunst und Kultur aber sei es, die die neue Heimat Berlin für die Unternehmer ebenso wie für ihr Klientel so spannend mache. Mit exklusiven Travel-Kooperationen wie der „BMW Art Journey“, die Künstlerinnen und Künstlern mit Unterstützung der Art Basel Hongkong und Art Basel Miami eine ganz spezielle Recherchereise ermöglicht, sprechen sie gezielt Kreative – Sammler, Künstler, Schauspieler und Kunstliebhaber – aus dem deutschsprachigen Raum und darüber hinaus an. „Was wir machen, ist ‚Avantgarde Luxus‘, nicht ‚traditioneller Luxus‘“, fasst Doucet Donida zusammen. Und Lindermeir betont: „Wir sind stolz, dass die meisten unserer Kunden Kunstsammler sind und auch etwas von Kunst verstehen. Das ist für uns sehr wichtig – auch weil es sich mit diesen Menschen sehr angenehm arbeiten lässt“. Unterstützt wird Atelier Voyage von unabhängigen Vertragspartnern, wie der L’Hedonist-Gründerin Juliana Angotti und Four-Seasons-Legende Jean-Pierre Soutric sowie weiteren Partnern, die unter dem Titel 'Reisebotschafter' firmieren. Einer von ihnen ist beispielsweise Ex-Sixt-CEO Naveen Kholi, der aktuell das Münchner Büro von Atelier Voyage managt, das weiterhin als Repräsentanz geöffnet bleibt. Weitere Partner sollen folgen, verrät Gerhard Lindermeir, aber noch sei – allein wegen Covid – bei der weiteren Planung Vorsicht geboten. Fest steht allerdings, dass das Hauptstadtbüro noch für einige Überraschungen sorgen wird. „Das Büro ist ein Drei-Phasen-Projekt“, sagt Doucet Donida. „Phase zwei ist in vollem Gange. Wir sagen nur so viel: Etwas Besonderes ist bereits im Bau und wird voraussichtlich Ende 2022 mit einer großen Feier eröffnen. Mit Abschluss von Phase drei erwartet die Branche spätestens 2024 eine weitere Neuerung.“ Was genau das sein wird? War den Gründern nicht zu entlocken. Sehr wahrscheinlich aber ist, dass Berlin Mitte um eine kreativ-künstlerische Location reicher werden wird.

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