LuxusInsider im Gespräch

Chris Gabaldon, Senior Vice President Luxury Brands Marriott International

Von Ritz-Carlton bis Edition, von Bulgari bis W Hotels – das Markenuniversum von Marriott International bietet eine immense Bandbreite für verschiedene Kundenvorlieben. Macht das Verkaufen nicht unbedingt einfacher – oder doch? LuxusInsider traf sich mit Chris Gabaldon, Herr über die Edelmarken des Hotelkonzerns.

LuxusInsider: Sieben verschiedene Luxusmarken unter einem Firmendach braucht es wirklich so viele?

Chris Gabaldon: Ich glaube nicht, dass es zu viele sind. Menschen reisen ja aus ganz unterschiedlichen Motiven und zu unterschiedlichen Anlässen. Und so kann es gut sein, dass mal die eine, mal die andere Marke am besten zu ihren aktuellen Bedürfnissen passt. Und natürlich achten wir genau darauf, dass jede Marke ihre Einzigartigkeit behält und sich deutlich von den anderen unterscheidet.

LuxusInsider: Welche dieser Marken wird sich in naher Zukunft am stärksten weiterentwickeln?

Gabaldon: Das werden die W Hotels sein. Schon jetzt stehen sie an der Schwelle zu einer Transformation: Bei der Gründung vor 25 Jahren hat W perfekt die zu der Zeit vorherrschende Dynamik in New York City aufgegriffen. Es war eine der ersten Marken, die sich den Themen Feminismus und LGBTQ zugewendet hat. Aber gerade Marken, die sich stark am Zeitgeschehen orientieren, müssen sich natürlich auch wandeln und neue Trends aufgreifen. Und so möchten wir die Marke aufwerten und den Luxusfaktor erhöhen, ohne dabei auf ihre spielerische DNA zu verzichten. Besonders wichtig ist es uns, W Hotels ganz klar an der Gen Z auszurichten. Es ist die erste Generation, die sich von Geburt an mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Und sie sind es, die die Trends und Themen der kommenden zehn bis fünfzehn Jahre bestimmen werden. Diese Weiterentwicklung wird ein sehr spannender Prozess für uns!

LuxusInsider: Welche der Marriott -Luxusmarken verkauft sich im DACH-Markt besonders gut?

Gabaldon: Wir erleben den DACH-Markt als sehr designorientiert mit hoher Wertschätzung für Kunst, Musik und Geschichte. Vor allem die jüngeren Generationen im DACH-Markt schätzt daher innovative Marken wie W Hotels. Aber auch The Ritz-Carlton, deren Häuser oft eine starke Verbindung zu ihrer Destination pflegen und eine große Liebe zu Details zeigen, ist im deutschsprachigen Markt sehr beliebt.

LuxusInsider: Welche Rolle spielen Reisebüros und Veranstalter hierzulande für Marriott International?

Gabaldon: Grundsätzlich verzeichnen wir eine sehr gute, gesunde Mischung an Buchungskanälen, die unsere Gäste nutzen. Gerade Wiederholer buchen natürlich auch mal direkt beim Hotel. Dennoch spielen unsere langjährigen Agenturpartner eine Schlüsselrolle für uns: Sie bieten großartigen Service für ihre Kunden, und davor haben wir höchsten Respekt. Entsprechend zählen wir auch künftig auf die Reisebüros und ihre Beratungsleistung.

LuxusInsider: Was wird 2022 Ihrer Ansicht nach der wichtigste Trend im Luxusreisen-Segment?

Gabaldon: Das ist eine sehr wichtige Frage! Das Luxussegment hat den Aufschwung der Touristik vom ersten Tag an angeführt. Der Luxuskonsument hat dadurch gezeigt, dass er ausgesprochen widerstandsfähig ist und bereit ist, nach vorn zu schauen. Und wir als Menschen haben alle gespürt, wie wichtig das Reisen für uns ist – es bringt uns einander näher. Dieser Reisewunsch wird weiterhin anhalten. Zu den Trendthemen zählen dabei Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und bewusster Konsum. All diese Themen gab es schon vor Covid, aber die Pandemie hat wie ein Beschleuniger auf sie gewirkt. Wobei Nachhaltigkeit kein Trend mehr ist, sondern von den Kunden schlicht und ergreifend erwartet wird. Sie setzen voraus, dass Luxusmarken sich diesbezüglich engagieren. Ebenfalls wichtig wird das Thema 'regenerative travel' sein: Sich selbst zu finden und zu erneuern, die Beziehungen zum persönlichen Umfeld zu erneuern und den Ort, den man besucht, in einem besseren Zustand zu hinterlassen, als man ihn vorgefunden hat.

Das Gespräch führte Iris M. Köpke